Peggy Krabbenhöft, Küchenleiterin im Kursana Domizil Kriftel, zeigt in einer Ausstellung Bilder einer Äthiopienreise.

 
27.07.2015

Immer nah an den Menschen

Kriftel. Beruflich hat Peggy Krabbenhöft als Küchenchefin eines großen Restaurants, in dem bis zu 100 Besucher täglich essen, mit einem reichhaltigen Angebot an frischen Lebensmitteln zu tun, doch privat ist die Köchin oft dort unterwegs, wo das Wort Hunger zum Alltag gehört und regelmäßige Mahlzeiten eher die Ausnahme sind – in Afrika und Asien. Äthiopien, Südafrika, Ghana oder auch Indien und Nepal gehörten seit 1990 zu den wichtigsten Stationen auf ihren Reisen rund um den Erdball. „Bisher habe ich 30 Länder besucht“, sagt die 44-Jährige Küchenchefin im Kursana Domizil Kriftel.

Unterwegs sind bei den wochenlangen Reisen viele Fotos entstanden. Als sie bis 2007 noch analog fotografierte, kam sie manchmal mit rund 20 belichteten Filmen im Gepäck zurück und hatte nach der Entwicklung rund 700 Fotos auf dem Tisch liegen. Ein Dutzend davon zeigt Peggy Krabbenhöft derzeit in der Weinstube S in Frankfurt. „Kinder Äthiopiens“ nennt sie ihre erste Ausstellung, die auch Bewohner des Kursana Domizils besuchen. „Nach der Ausstellung in Frankfurt sollen die Fotografien im Kursana Domizil Kriftel gezeigt werden“, kündigt Jutta Vortkamp, Direktorin der Pflegeeinrichtung am Freizeitpark, an.

„Ich habe eine soziale Ader“, antwortet Peggy Krabbenhöft auf die Frage, warum sie mit der Digitalkamera oft Kinder festhalte. Sie seien faszinierend. In den ärmsten Ländern der Welt hätten sie kaum etwas zu essen und kein Spielzeug, „doch sie sind sehr erfindungsreich. Wenn Du einem Kind in Äthiopien oder Ghana eine leere Plastikflasche gibst, weiß es damit immer etwas anzufangen. Die Jungen und Mädchen bauen, basteln und spielen, auch mit den einfachsten Dingen“. 

Egal ob Trekking-Tour in Nepal oder der Besuch armer Regionen in Ghana und Äthiopien, auf ihren Trips durch Afrika und Asien geht Peggy Krabbenhöft keine Minute ohne Kamera durchs Land. Ständig fängt sie Situationen ein, hält Momente und Gesichter fest, die den Betrachtern der Fotos vielleicht später eine Geschichte erzählen immer vorausgesetzt, die Einheimischen akzeptieren es, abgelichtet zu werden. Die Zustimmung für das Drücken auf den Auslöser bekommt Peggy Krabbenhöft wegen der sprachlichen Barrieren oft durch Mimik und Gestik. Ein Lächeln überwindet dabei Grenzen, so die Erfahrung der Fotografin, die nicht aus der Ferne mit Teleobjektiv arbeitet, sondern die Nähe zu den Menschen sucht.

Mit ihrer Kamera baut sie Brücken. Die Köchin aus dem Kursana Domizil ist erst nach 1989 auf den Geschmack des Reisens gekommen. Sie wuchs im thüringischen Friedrichroda auf und konnte vor dem Fall der innerdeutschen Grenze die DDR nicht verlassen. Erst später ging es nach Westen in Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden, heute wohnt die Mutter eines 23-jährigen Sohnes mit ihrem Partner in Eltville. 

Als Teenagerin hatte die Küchenchefin ein eiskaltes Hobby. „Ich war Leistungssportlerin im Rodeln und DDR-Meisterin in meiner Altersklasse.“ Geschwindigkeit kann ein tolles Gefühl sein, deshalb fuhr Peggy Krabbenhöft auch viele Jahre gern Motorrad, doch ihre Suzuki GSX 1000 R hat sie vor drei Jahren verkauft. Durch den Eiskanal in Oberhof raste sie in Spitzenzeiten mit Tempo 140 über den glatten und steinharten Untergrund, bis sie mit 16 Jahren nach einem schweren Sturz ihre Laufbahn auf dem Schlitten beendete. 

Rein sportlich betrachtet hätte sie eigentlich als Beste im Rodeln an Wettkämpfen im Ausland teilnehmen können, doch „das durfte ich nicht, weil Fluchtgefahr bestand. Ich hatte zwei Onkel im Westen“, sagt Peggy Krabbenhöft. In ihrem Beruf lebt sie als Betriebsleiterin des unter der Regie der Dussmann Service Deutschland GmbH geführten Restaurants im Kursana Domizil Kriftel richtig auf. „Das Essen ist das Allerwichtigste für viele ältere Menschen“, sagt sie und spricht von einer hohen Verantwortung, damit alles gelingt und die Senioren zufrieden sind. 

Dabei ist ihr die Nähe zu den Gästen des Restaurants und das direkte Feedback der Bewohner der Pflegeeinrichtung wichtig. Kritik blendet die Fotografin keinesfalls aus. Wenn eine Bewohnerin ihr mitteilt, dass etwas nicht geschmeckt hat, nimmt sie sich das zu Herzen und redet mit ihrem Team darüber. Viel öfter passiert es aber, dass eine Dame mit über 50-jähriger Erfahrung am heimischen Herd an die Küchentür kommt und Peggy Krabbenhöft ein dickes Lob ausspricht, weil die Rouladen mal wieder so lecker waren.

Die Fotografie-Ausstellung „Kinder Äthiopiens“ läuft bis zum 22. August in der Weinstube S in der Konrad-Broßwitz-Straße 12 in Frankfurt-Bockenheim.

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