Schüler haben in einer Rollator-Waschstraße die Gehhilfen der Senioren gereinigt.

 
10.07.2015

Schüler haben viel über die Menschen erfahren

Teenager der Hofheimer Wichern-Förderschule haben vier Tage lang das Kursana Domizil Kriftel besucht Kriftel. Inge-Elfriede Schwarz hatte es sich an diesem warmen Vormittag auf einer Bank im Schatten des Gartens hinter dem Kursana Domizil Kriftel gemütlich gemacht. Ein paar Meter vor der gehbehinderten Bewohnerin der Pflegeeinrichtung am Freizeitpark steht ihr Rollator. Das Sonnenlicht glitzert in dem silbernen Rahmen der fahrbaren Gehhilfe. Das Vehikel war sozusagen in der Waschstraße. Es ist frisch geputzt und blitzblank. Dass der Rollator wie neu aussieht, ist dem 15-jährigen Nebojso Petrovic zu verdanken.

Der Schüler hat ganze Arbeit geleistet, den Rollator mit Wasser plus Reinigungsmittel abgespült und ihn anschließend poliert. „Danke“, sagt die 78-Jährige und macht noch ein paar Späßchen mit Nebojso und seinen Schulfreunden, die jetzt vier Tage lang zu Besuch im Kursana Domizil waren. Viele haben eine für sie neue Welt kennenlernen. 22 Mädchen und Jungen der nach dem Theologen und Sozialpädagogen benannten Johann-Heinrich-Wichern-Schule in Hofheim haben ihren Unterricht Anfang Juli während der Projektwoche in das neue Pflegeheim im Brunnenweg verlegt.

Nebosjo vom Team der „Rollator-Waschstraße“ und die anderen haben beim Besuch im Kursana Domizil viele neue Eindrücke und Erfahrungen mitgenommen. Das Wichtigste an diesem sozialen Projekt war das Kennenlernen der Bewohner. „Unsere Schüler haben sich auch mit der Biografie der Menschen beschäftigt und mit den Bewohnern Interviews geführt“ sagt Sabine Froitzheim, Lehrerin der Klasse BO3. Die Buchstaben stehen an der Förderschule für Berufsorientierung. Die Pädagogin und die Teenager im Alter zwischen 14 und 18 Jahren hatten vergangenes Jahr beim Besuch einer Pflegeeinrichtung in Hofheim gute Erfahrungen gemacht und sich deswegen in diesem Sommer für Kursana entschieden, wo sie von der neuen Direktorin Jutta Vortkamp und ihrem Team mit offenen Armen empfangen wurden.

Im Gespräch mit Bewohnern haben die Schüler viele persönliche Geschichten gehört und Geschichtliches erfahren. Gesprochen wurde über Krieg, Vertreibung, Wirtschaftswunderjahre oder Erlebnisse in Familien mit mehr als sechs Kindern, was es heute kaum noch gibt. Und so manches historische Highlight und Erlebnis hätte sich vor knapp 100 Jahren, als die älteren Damen geboren wurden, wie eine Science-Fiction-Story angehört. „Eine Frau hat uns erzählt, wie sie den ersten Mann auf dem Mond erlebt hat“, sagt der 18-jährige Dominik Tico. In den Interviews mit den Bewohnern haben die Schüler die Antworten der Senioren beispielsweise zum Beruf, zu Hobbys, zum Lieblingsessen oder zur Familie und dem „schönsten Tag im Leben“ notiert und die Aufzeichnungen dann an Direktorin Jutta Vortkamp übergeben. 

Während der Projektwoche bei Kursana waren die Schüler außerdem mit einigen Bewohnern spazieren, sie haben beim Tisch decken und Abräumen geholfen, das Foyer sommerlich dekoriert und Menschen im Demenz-Wohnbereich kennengelernt. Anders als die Schülerin Selina Schlegel, die schon einmal mit einer Freundin ein Altenheim besucht hat, hatten viele Jugendliche eine Pflegeeinrichtung noch nie von innen gesehen und deshalb auch keine Vorstellung, was sie dort erwarten könnte. 

Über den Alltag im Haus haben die jungen Leute aber viel von den Bewohnern und den Fachkräften der Pflege und Betreuung erfahren. Bei einem abwechslungsreichen Aktivitätenprogramm und den vielfältigen Veranstaltung im Domizil muss niemandem langweilig werden. Die Gäste der Hofheimer Schule haben erfahren, dass regelmäßig ein Musiklehrer im Kursana Domizil seine Klavierschüler unterrichtet, und er mit den Senioren eine Percussionsgruppe aufbaut, dass es Konzerte gibt und beispielsweise die Theatergruppe „Kids on Stage“ aus Kriftel bei Kursana ein neues Stück einstudiert und dort demnächst zur Generalprobe einlädt. Ein Teenager aus dem Rollator-Putz-Team sagte spontan: „Das war gut hier. Frau Schwarz hat lustige Sprüche gemacht.“ 

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