Beim Videochat haben alle Spaß: Die Auszubildenden Verena Rummler, Celine Graß und Janina Bechstedt (v.l.n.r.) und die Kursana Bewohnerin Hilda Wambold, 82

 
05.01.2021

Chatten mit den Enkeln – Azubis zeigen, wie's geht

Auch wenn 2020 das Jahr des Abstandhaltens war, manches hat es uns auch nähergebracht: digitale Techniken, zum Beispiel. Auch ältere Menschen haben Neuland betreten, wie im Kursana Domizil Merseburg zu beobachten ist.

Seit April letzten Jahres verfügt die Einrichtung über Tablets, mit deren Hilfe Mitarbeiter und Bewohner neue Kommunikationswege erschließen. Bilder verschicken, mit Angehörigen chatten – die Tablets bieten neben Briefen und Besuchen eine weitere, sichere Möglichkeit, Kontakte nach außen zu pflegen.

Unterstützung erhalten die Senioren vom Pflege- und Betreuungspersonal. Waren es zunächst vor allem die Mitarbeiter der Ergotherapie, welche die Bewohner an die Tablets heranführten, hat Direktorin Ina Thiele diese Aufgabe nun in die Hände der fünf Auszubildenden gelegt. Wer könnte schließlich besser mit Apps und Co. umgehen als die jungen Leute? Die freut’s und vom entstandenen Austausch zwischen den Generationen, der weit über das Digitale hinausgeht, profitieren alle.

Die fünf Abzubildenden im Alter von 17 und 18 Jahren absolvieren die neue generalistische Pflegefachausbildung, die drei Pflegeberufe in einer Ausbildung vereint. Im Kursana Domizil Merseburg haben sie ihren ersten Praxiseinsatz und lernen alle Bereiche der Altenpflege kennen. Chatten steht eigentlich nicht auf ihrem Lehrplan, und doch bietet es für die Auszubildenden Lehrreiches. „Für uns ist es gut, weil wir die Bewohner besser kennenlernen und eine Bindung zu ihnen aufbauen können“, sagt Verena Rummler, 17. Es eröffne die Chance, noch auf eine andere persönliche Ebene mit dem Bewohner zu kommen, erklärt Kim Sophie Köhler, 18. Und Celine Graß, 17, findet: „Es ist schön, wenn man morgens bei der Grundpflege ein Gesprächsthema hat.“

Wiedersehen macht Freude

Für Gesprächsstoff sorgen die Tablets schon im Vorfeld ihres Einsatzes. Ist ein Bewohner daran interessiert, erfragen die Auszubildenden die Kontaktdaten des gewünschten Chatpartners. Natürlich muss auch dieser einverstanden sein. Ebenfalls vorab erklären sie dem Bewohner, was ein Videochat ist. Wenn sie ihre Angehörigen dann auf dem Bildschirm erkennen, sei das oft ein sehr emotionaler Moment. „Manche weinen vor Freude“, erzählt Verena Rummler. Die angehenden Pflegefachkräfte stellen nicht nur die Verbindung her, sondern begleiten die Senioren bis zum Ende des Gesprächs, sofern sie das wollen. Hierbei lernen die Auszubildenden auch die Angehörigen besser kennen. Die Tablets sind deshalb auch eine Unterstützung bei der Biographiearbeit.

Meistens sind es die Kinder und Enkelkinder der Bewohner, die den Videochat nutzen. Während sich die Senioren infolge der coronabedingten Schutzmaßnahmen zeitweise auf eine Person für Besuche festlegen müssen, erlauben ihnen die Videochats, mit verschiedenen Menschen in Kontakt zu treten. „Die Bewohner freuen sich riesig, wenn sie ihre Lieben trotz allem sehen können“, erzählt Kim Sophie Köhler. Auch zu Weihnachten waren die Tablets für viele ein Trost. Einen Bewohner über die Feiertage zu sich zu holen war zwar möglich, hatte für ihn aber eine anschließende Quarantäne zur Konsequenz.

Aber nicht nur aufgrund der aktuellen Situation ist das Videochatten interessant, sondern zum Beispiel auch für Angehörige, die weit weg wohnen. „Ich finde, das ist eine richtig gute Sache und sollte nicht auf die Corona-Zeit beschränkt sein“, sagt Direktorin Ina Thiele. Denn noch einen positiven Effekt hat die Einrichtungsleiterin festgestellt: Die Videotelefonie sorgt für Abwechslung und hebt die Stimmung. Und das tut allen gut.

Foto: Kursana

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