„Es ist wirklich ein toller Beruf“

Alieu Bite aus Gambia macht im Kursana Domizil Karriere

„Meine Arbeit macht richtig Spaß“, sagt Alieu Bite. Mit strahlendem Lächeln arrangiert der 25-Jährige das Bettzeug in einem Zimmer des Kursana Domizils. Wenig später auf dem Gang des Wohnbereichs wird er von allen fröhlich gegrüßt. Aufmunternde Worte und kleine Scherze werden ausgetauscht. Ob Bewohnerinnen, Bewohner oder Mitarbeitende: Alle mögen den freundlichen Pflegehelfer, der jeden Tag so viel Optimismus und Lebensfreude mit in die Senioreneinrichtung bringt.

Dabei hat es Alieu Bite in seinem Leben bisher alles andere als leicht gehabt. Lang und gefährlich war sein Weg, er führte aus dem kleinen westafrikanischen Land Gambia per Boot über das Mittelmeer nach Europa. Alieu Bite erinnert sich nicht gerne daran: „Es war sehr weit und dauerte“ erzählt er lakonisch. Von Italien aus kam der damals 20-jährige dann nach Deutschland. Mit viel Energie und Engagement startete er hier ein neues Leben – der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.

In der Nähe von Esslingen bezog Alieu Bite Quartier, hier lernte er erst einmal die deutsche Sprache, die er mittlerweile fließend beherrscht. „Am Anfang war es nicht einfach“, erzählt er. Der Hauptschulabschluss war dann aber kein größeres Problem für den lernbegierigen und intelligenten jungen Mann. Während der Schulzeit absolvierte er auch ein Praktikum in einer Senioreneinrichtung. „Da habe ich gleich gemerkt, dass mir das Freude macht“, sagt er. Nach einem weiteren vierwöchigen Praktikum bei Kursana stand sein Entschluss schließlich fest: „Ich will in der Pflege arbeiten. Es ist wirklich ein toller Beruf.“

Mit Unterstützung von Direktorin Diana Ammann begann Alieu Bite die einjährige Ausbildung im Kursana Domizil zum Pflegehelfer, die Prüfung am Ende bestand er mit Auszeichnung. „Wir haben kämpfen müssen, dass er bleiben darf“, sagt Diana Ammann rückblickend. „Papiere fehlten, die Ämter waren überlastet.“ Der Einsatz hat sich auf jeden Fall gelohnt – der neue Mitarbeiter zeigt großes Engagement - und will sich mit seinen ersten Erfolgen durchaus nicht zufrieden geben: „Ich versuche immer, es noch etwas besser zu machen.“ Im August startete Alieu Bite bei Kursana die dreijährige generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft. „Ich bin stolz, es bis hierhin geschafft zu haben“, sagt er. Auf der Karriereleiter könnte der charmante junge Mann noch höher steigen: „Man kann immer weiter machen. Vielleicht werde ich ja irgendwann sogar Direktor“, meint er schmunzelnd.

Das Lernen bleibt ein Schwerpunkt im Leben von Alieu Bite, der in seiner Freizeit gerne liest. „Wir arbeiten mit alten und kranken Menschen, da muss man Erfahrungen machen“, sagt er. Herz und Gefühl stehen für ihn dabei im Mittelpunkt: „Bei diesem Beruf geht es um Menschlichkeit.“ Aber die Arbeit gibt ihm auch viel zurück: „Bis jetzt habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht – und am Ende des Tages habe ich immer ein gutes Gefühl.“

Mit seiner freundlichen und interessierten Art erfährt der Nürtinger Pflegehelfer im Alltag stets Hilfe von den Kollegen. Immerhin arbeiten heute Menschen aus rund 20 Nationen in der Nürtinger Senioreneinrichtung. Für andere junge Menschen, die als Flüchtlinge neu nach Deutschland kommen, hat Alieu Bite Ratschläge parat: „Es ist wichtig, in die Schule zu gehen, die Sprache zu lernen, sich an die hier geltenden Regeln zu halten, Arbeit suchen und möglichst viel zu kommunizieren.“

Der Kontakt zu seiner Familie in Gambia spielt im Leben von Alieu Bite natürlich bis heute eine wichtige Rolle. Ein Schatten von Traurigkeit verdunkelt seine sonst so fröhlich strahlenden Augen, wenn er davon erzählt. „Besonders fehlt mir meine Mama“, sagt er. Immerhin können die beiden regelmäßig miteinander telefonieren. Ansonsten bringen Joggen, lesen und Besuche von Freunden den jungen Mann in seiner Freizeit auf andere Gedanken. Und am Ende freut er sich darauf, wieder Fröhlichkeit und Lebensfreude in den Alltag von Bewohnerinnen und Bewohnern des Nürtinger Kursana Domizils zu bringen.