Betreuungskraft Gabriele Tribian (re.) ist für Maria und Willi Schulze im Kursana Domizil Oststeinbek eine Stütze im Alltag. Copyright: Kursana

 
13.04.2015

„Einfach nur für Menschen da sein.“

Gabriele Tribian hat als Alltagsbegleiterin im Kursana Domizil Oststeinbek ihren Traumjob gefunden.

Der neue Rollstuhl gefällt Maria Schulze (87) nicht. Die blinde, dementiell erkrankte alte Dame kann Veränderungen in ihrem Alltag nur schwer bewältigen. Da tut es gut, dass ihr neben Ehemann Willi (88) im Kursana Domizil Oststeinbek auch Gabriele Tribian zur Seite steht. „Gut, dass Sie da sind, Gabi“, sagt Maria Schulze erleichtert und strahlt übers ganze Gesicht, als ihr die Alltagsbegleiterin sanft über die Hände streicht. „Sie haben so eine angenehme Ausstrahlung, da geht es mir gleich besser.“

Gabriele Tribian war in diesem Winter die erste von insgesamt vier neuen Betreuern, die die Bewohner der Senioreneinrichtung bei der Gestaltung ihres Alltags unterstützen sollen. Das Pflegestärkungsgesetz, das Anfang des Jahres in Kraft trat, macht möglich, dass in stationären Pflegeeinrichtungen zusätzliche Betreuungskräfte eingestellt werden können. Hatten vordem nur Pflegebedürftige mit „erheblichem  Betreuungsbedarf“ wie im Falle von Demenz Anspruch auf alltagsstrukturierende Unterstützung, so steht dies nun allen Bewohnern offen. Insgesamt acht Alltagsbetreuer erfüllen jetzt im Domizil die Wünsche der 105 Bewohner: Sie bieten Spiele in der Gruppe an, lesen vor, begleiten die Senioren auf Spaziergänge und zum Arzt. Und sie sind da, um zuzuhören.

„Es ist ein wunderbares Gefühl, einfach nur für Menschen da zu sein“, sagt Gabriele Tribian, die mit ihrer sanften Stimme und der ruhigen Ausstrahlung wie ein Fels in der Brandung wirkt. „Aber das war nicht immer so“, gibt die 47jährige zu. „Früher war ich total ungeduldiger, unruhiger Mensch. Ich habe in meinem Leben viel kämpfen müssen und habe dadurch begriffen, dass man nur mit Ruhe und langem Atem weiterkommt.“

Die alleinerziehende Mutter von zwei heute erwachsenen Söhnen hat in Schwerin als Näherin in einem Lederwerk gearbeitet und nach dessen Schließung 1991 die Familie mit sogenannten „Ein-Euro-Jobs“ als Malerin und Maurerin über Wasser gehalten. 2009 zog sie mit den Söhnen nach Hamburg und fand eine Anstellung in einem Textillager. Doch nach einem Bandscheibenvorfall 2012 konnte sie die körperlich schwere Tätigkeit nicht mehr ausüben. „Ich habe mich mit den Kindern zusammengesetzt und beratschlagt, was ich tun kann“, erzählt sie und lacht. „Meine Jungen rieten mir, etwas aus meinem Helfersyndrom zu machen.“

Mit Mitte 40 suchte sich Gabriele Tribian einen Praktikumsplatz in einem Pflegeheim und wusste dort sofort: „Das ist meine Welt! Ich hatte das Gefühl, beruflich endlich angekommen zu sein.“ In einem dreimonatigen Kurs wurde sie zur Betreuungskraft qualifiziert und lernte, wie sie alten Menschen mit Gesprächsverhalten und gezielten Beschäftigungsangeboten  seelischen Halt und Unterstützung geben kann.

„Ich bin jemand, der andere gut in den Arm nehmen kann“, sagt Gabriele Tribian über sich. „Gabi ist ein Schatz“, bringt es Maria Schulze auf den Punkt. Als Alltagsbegleiterin bekomme sie so viel von den Menschen zurück, dass sie keine andere Tätigkeit mehr ausüben wolle, sagt Gabriele Tribian. „Ich fahre jetzt jeden Abend mit dem Gefühl nach Hause, etwas Sinnvolles getan zu haben. Was will ich mehr?“  

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