Geliebter Drahtesel

Bei einer „Fahrradwerkstatt“ im Kursana Domizil Oststeinbek erinnerten sich die Senioren an die Mobilität zu Jugendzeiten.

Groß war das Interesse der Bewohner vom Kursana Domizil Oststeinbek, als Blandy Nörenberg von der sozialen Betreuung zu einer „Fahrradwerkstatt“ einlud. Die Betreuungskraft hatte nicht nur den eigenen Drahtesel aufgestellt, sondern auch ein altes Fahrrad auseinandergenommen und neben Flickzeug auch  Einzelteile wie Kette, Klingel oder Schlauch mitgebracht. „Die Bewohner waren begeistert, denn jeder hat in seiner Jugend ein eigenes Fahrrad besessen“, erzählt Blandy Nörenberg, die für den Termin extra in einen „Blaumann“ geschlüpft war. „Viele wollten die Teile anfassen oder die Fahrradklingel benutzen. Auch den demenziell erkrankten Bewohnern fielen die Namen der Utensilien und manch eine Geschichte zu ihrem geliebten Drahtesel ein.“

Elfriede Hauschild (91) demonstrierte ihren Mitbewohnern tatkräftig, wie sie früher einen platten Reifen repariert hat. „Vielen Bewohnern war noch in Erinnerung, wie mühsam so eine Reparatur war“, sagt Blandy Nörenberg. „Die Kette musste abgenommen werden, bevor das Rad ausgebaut werden konnte. Dann wurde der Schlauch in eine Zinkwanne mit Wasser getaucht, um die Stelle zu finden, aus der die Luft entweicht und Blasen im Wasser aufsteigen.“ Elfriede Hauschild bearbeitete die poröse Stelle wie früher sorgfältig  mit Schmirgelpapier, bevor sie einen Flicken aufklebte.

„Die Bewohner staunten nicht schlecht darüber, dass man heutzutage den Schlauch auch ganz fix mit einem Pannenspray, das das Loch von innen verschließen soll, aufpumpen kann“, erzählt die Betreuungskraft schmunzelnd. Am Ende der gelungenen Erinnerungspflege, die gleichzeitig der Fahrradpflege diente, stimmten alle Senioren fröhlich das bekannte Fahrradlied „Ja, mir san mit´m Radl da“ an.