Bewohnerin Emmi Lehmeier-Klotzek (84) genießt das Beisammensein mit Kerstin Krüger (55) aus der sozialen Betreuung des Kursana Domizils Oststeinbek.©Kursana

 
27.06.2017

Mit allen Sinnen kommunizieren

Als Mitarbeiterin der sozialen Betreuung im Kursana Domizil Oststeinbek hat Kerstin Krüger (55) ihre Berufung gefunden. Besonders der Kontakt zu kognitiv eingeschränkten Senioren liegt ihr am Herzen.

Ihren Hasen „Mucki“ legt Emmi Lehmeier-Klotzek (84) nie aus der Hand. Permanent streichelt die Seniorin über das weiche Fell ihres Stofftieres, streicht sich mit ihrem „Trösterchen“  über die Wange und atmet seinen vertrauten Geruch ein. Die alte Dame kuschelt sich am liebsten in ihr Pflegebett und spricht kaum noch. Doch wenn sie Besuch von Kerstin Krüger (55) bekommt, leuchten die Augen der Bewohnerin im Kursana Domizil Oststeinbek: Die Mitarbeiterin der sozialen Betreuung liest ihr fast täglich eine Geschichte vor und schaut mit ihr Tierbilder an. Heute bekommt „Mucki“ sogar Besuch von einem Hasen, der selbständig mit seinen Ohren wackeln kann. „Der ist ja süß“, ruft Emmi Lehmeier-Klotzek begeistert.
„Es ist immer wieder schön zu erleben, wie man auch mit  kognitiv eingeschränkten Bewohnern in Kontakt kommen kann“, sagt Kerstin Krüger, die seit fünf Jahren als Alltagsbegleiterin in der Oststeinbeker Senioreneinrichtung arbeitet. Die Betreuungskraft gestaltet für die Bewohner Gedächtnisspiele, Vorlese- und Bastelrunden und begleitet sie zu Veranstaltungen im Haus. Besonders am Herzen liegt ihr der Kontakt zu Menschen, die ihr Zimmer nicht mehr verlassen können. Ihnen bietet sie individuelle Beschäftigung und Gespräche an. Und selbst wenn Bewohner sprachlich nicht mehr mit ihr kommunizieren können, kann Kerstin Krüger über die Methoden der „Basalen Stimulation“ ein Angebot zur Kontaktaufnahme unterbreiten.
„Selbst bewusstlose Menschen sind nicht wahrnehmungslos“, hat sie während ihrer Ausbildung gelernt. „Man kann sie auf verschiedenen Sinnesebenen ansprechen: Mit gezielten Berührungen und kleinen Massagen kann man auch bei stark eingeschränkten Menschen das Bewusstsein für den Körper stärken und Wohlbefinden vermitteln. Es fasziniert mich, dass man allein über Musik und Düfte längst verschüttete Erinnerungen wecken kann. Voraussetzung ist immer, dass man die persönlichen Vorlieben kennt und aufmerksam beobachtet, wie das Gegenüber reagiert.“
Mit der Arbeit in der sozialen Betreuung hat Kerstin Krüger in der Lebensmitte eine Herzensaufgabe gefunden. Ursprünglich wurde sie in Magdeburg zur Arbeitshygieneinspektorin ausgebildet und überprüfte in Betrieben und sozialen Einrichtungen die zulässigen Richtwerte für Emissionen. Nachdem sie 1989 mit der Familie nach Westdeutschland zog, arbeitete Kerstin Krüger 14 Jahre in verschiedenen Abteilungen des Otto-Versands und unterstützte ihren Mann in der Buchhaltung seines Malerbetriebes in Glinde. Ein Zeitungsartikel über Seniorenassistenten zog sie 2010 in den Bann und sie entschied sich, diese Weiterbildung zu machen.
„Ich wusste, dass ich diese Arbeit auch noch im fortgeschrittenen Alter ausüben kann“, sagt sie. „Und  tatsächlich erlebe ich es so, dass sie mich beim eigenen Älterwerden bereichert.“ Die Vorurteile über das Leben im Seniorenheim habe sie ganz schnell verloren, sagt Kerstin Krüger lächelnd. „Wenn es dort nur halb so nett ist wie hier, kann ich mir auch für mich vorstellen, später einmal in einer Senioreneinrichtung zu leben."

Zur Übersicht