Die geduldige Henne im Arm von Mitarbeiterin Kornelie Schauer bereitete Josepha Budig (86) und vielen anderen Bewohnern des Kursana Domizils viel Freude. Foto: Kursana

 
04.10.2021

Mit Federvieh auf Tuchfühlung

Einen tierischen Besuch der anderen Art erlebten die Senioren der Kursana Residenz: Ein geduldiges Huhn zum Ansehen, Anfassen und Zuhören weckte Kindheitserinnerungen und rührte zu Tränen.

Tief in ihre Gedanken versunken streichelt Isabella H. (93) sanft das Huhn, das Kornelie Schauer, Mitarbeiterin der Sozialen Betreuung, neben ihr sitzend im Arm hält. Sie wirkt entspannt und zufrieden. Ganz leise fängt sie plötzlich an zu gurren, wie ein Huhn, und mit den Gedanken weit weg. Minutenlang. Schwer fällt es, diesen innigen, emotionalen Moment wieder zu beenden, doch die gefiederte Besucherin soll auch anderen Bewohnern noch eine Freude bereiten.

Es war Kornelie Schauers Idee, die Bewohner mit einem Huhn zu überraschen. Tiere sind sehr beliebt bei den Senioren. Dass das Vorhaben überhaupt geklappt hat, verdankt sie Bäuerin Anna Angermüller. Nach vielen vergeblichen Telefonaten war es schließlich die Betreiberin des Hofladens Angermüller im Schäftlarner Ortsteil Zell, die bereit war, eines ihrer 16 Hühner für einen Ausflug ins Pflegeheim „auszuleihen“.

Niemand ahnte jedoch, wie gut die kurzerhand „Henriette“ getauft Henne bei den Bewohnern ankommt. Geduldig lässt sie sich auf dem Arm von Wohnbereich zu Wohnbereich, von Bewohner zu Bewohner tragen. „Wir hatten früher auch Hühner“, war wohl der häufigste Satz, der an diesem Vormittag fiel. Gefolgt von etlichen Kindheitserinnerungen. Viele der Senioren sind mit Hühnern aufgewachsen, auf dem Dorf oder Bauernhof. „Wir hatten nicht nur Hühner, auch Enten und Hunde“, erzählte zum Beispiel Ekaterini S. (66) von ihrer Kindheit im griechischen Karditsa. Aber das ist lange her. Ich bin schon lange in Deutschland“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Auch Djahan B. (98) kommen die Tränen. Sie sieht schlecht und ist sehr gerührt als sie mit ihrer Hand über die weichen Federn des Huhns streichelt.

Der „Hühnertag“ waren ein voller Erfolg und hat den Bewohnern eine große Freude bereitet. Darüber hinaus erfüllt er auch einen therapeutischen Zweck: Denn durch die basale Stimulation, durch das Fühlen, Berühren und die emotionale Wärme werden nicht nur die Sinne angeregt und die Wahrnehmung aktiviert, sondern auch ihrem Wohlbefinden etwas Gutes getan.

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