Vogelkundig: Als LVB-Projektleiterin Kathrin Lichtenauer heimische Vogelarten vorstellt, hören die Bewohner des Kursana Domizils interessiert zu. Bild: Kursana

 
04.05.2021

Vögel beobachten hält aktiv

„Alle Vögel sind schon da“ hieß es im Garten des Kursana Domizils als die neue Vogelfutterstation des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e.V. gemeinsam mit den Bewohner aufgebaut wurde. Das Projekt regt Senioren an, sich beim Beobachten, Bestimmen und Füttern heimischer Vogelarten geistig und körperlich fit zu bleiben.

Pullach. „Ja, eine Amsel! Eine Blaumeise. Ein Spatz!“, raunen die Bewohner des Kursana Domizils, sobald Kathrin Lichtenauer vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) in eine weitere Tafel umdreht und das Foto einer heimischen Vogelart in die Runde zeigt. Fast zwanzig Bewohner sind an diesem kühlen Frühlingsvormittag in den sonnigen Garten des Kursana Domizils zur Einführung in das Projekt „Alle Vögel sind schon da“ gekommen, an deren Ende gemeinsam eine Vogelfutterstation befüllt und aufgebaut wird.

Doch zuerst stellt Projektleiterin Lichtenauer den Senioren zehn Vogelarten vor, die die Bewohner an der Futterstation erwarten können. Sie beschreibt deren Aussehen, Verhalten und Fressgewohnheiten. Die meisten Vogelarten erkennen die Senioren auf Anhieb und kommen ins Erzählen und Fragen. „Könnten auch Eichelhäher kommen?“, möchte Georg Limmer (81) wissen und freut sich, dass dies durch den nahegelegenen Wald durchaus sein könnte.

Genau diese Reaktionen sind das erklärte Ziel des Präventionsprojekts. „Durch Vogelbeobachtung kann man das Wohlbefinden, die kognitiven Ressourcen und die Mobilität fördern“, erklärt Projektleiterin Kathrin Lichtenauer. „Und die Lebensqualität steigern.“ Das Projekt des LBV richtet sich an Seniorinnen und Senioren in vollstationären Pflegeeinrichtungen in Bayern. In der ersten dreijährigen Pilotphase erhielten seit 2017 bayernweit 76 Senioreneinrichtungen Vogelfutterstationen. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die die Wirksamkeit belegen konnte. Daher wurde es noch einmal bis Dezember 2021 für weitere 60 Einrichtungen verlängert. Die Finanzierung übernehmen die Pflegekassen und die Stiftung Bayerisches Naturerbe.

Um den Bewohner eine weitere attraktive Beschäftigungsmöglichkeit zu bieten, hat sich auch das Kursana Domizil Pullach für eine Teilnahme an dem Projekt beworben. Die Bewohner werden motiviert, ins Freie zu gehen, im Garten der Einrichtung die Futterstation zu besuchen, selbst aufzufüllen und zu pflegen. Es wird eigens ein leicht zugänglicher und gut einsehbarer Standort gewählt, der auch von Drinnen – vom „Vogelfenster“ aus – gesehen wird. Aber die Vögel können nicht nur beobachtet und gefüttert werden. Kathrin Lichtenauer hat den Mitarbeitern vielfältige, selbst entwickelte Materialien rund um das Thema Vögel für die Arbeit mit den Senioren: von singenden Plüschvögeln, einer CD mit Vogelstimmen, einem Buch zur Bestimmung der Vogelarten, einem Praxisordner mit Tipps zum Singen, Basteln, Vorlesen und mehr bis hin zu Spielen wie Vogel-Memo und Dalli-Klick.

Auch bekannte Gedichte greifen das Thema auf und kommen bei den Senioren an. Die Projektleiterin fängt an, dass das bekannte Gedicht „Die Made“ von Ludwig Erhard zu zitieren. „Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie ist Witwe, denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte…“, spricht dann auch Bewohnerin Jutta Jung (80) leise mit. In voller Länge, aus dem Gedächtnis.

Zwischen dem alten, blumengeschmückten Brunnen und zwei Hochbeeten steht nun im Garten des Kursana Domizils die Futterstation: an einem zwei Meter hohen Metallstab hängen an zwei Haken eine Futtersäule mit acht Futterplätzen, einem Vogelhaus mit Fett-Futterblöcken und einem Wasserschälchen. Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis Vögel angelockt werden. Einige Vogelstimmen sind im Garten schon zu hören. Als Kathrin Lichtenauer demonstriert, wie die mitgebrachte Plüsch-Blaumeise bei sanftem Drücken zwitschert, kommt zur Belustigung der Senioren prompt eine Antwort eines lebendigen Artgenossen hoch oben aus einem der angrenzenden meterhohen Bäume.

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