Fred Leiskau (52) beim Besuch seiner Mutter Gerda im Kursana Domizil Rastow: Trotz Corona-Schutzmaßnahmen haben die beiden eine gute Zeit miteinander. ©Kursana

 
18.02.2021

„Die Sorge um meine Mutter ist ein ständiger Begleiter“

Fred Leiskau begleitet seine Mutter Gerda, die im Kursana Domizil Rastow lebt, seit einem Jahr durch die Corona-Pandemie.

Wenn Fred Leiskau in diesen Tagen seine Mutter Gerda im Kursana Domizil Rastow besucht, muss er Geduld mitbringen. Denn dem vorher vereinbarten halbstündigen Termin geht eine fast ebenso lange Corona-Schutzmaßnahme voraus: Den gläsernen Eingangsbereich der Senioreneinrichtung, der zu einer Art Sicherheitsschleuse umfunktioniert wurde, darf er nur mit einem medizinischen Mund-Nasenschutz betreten. Er muss sich gründlich die Hände desinfizieren und ins Besucherregister eintragen. Dann wird bei dem 52-Jährigen mit einem Fieberthermometer an der Stirn die Temperatur gemessen und er muss sich einem Corona-Schnelltest unterziehen. Nur wenn dieser negativ ausfällt, darf er sich mit Maske und Einweghandschuhen auf direktem Weg zum Zimmer der Mutter begeben.

„Ich bin jedes Mal sehr erleichtert, wenn ich ein negatives Testergebnis habe“, sagt Fred Leiskau. „Und ich bin immer ein bisschen besorgt, wie ich meine Mutter antreffen werde. Wird sie mich trotz Maske noch erkennen? Bisher hat sie mich immer fröhlich begrüßt, und es ist schon selbstverständlich geworden, dass wir zueinander Abstand halten. Wenn wir zusammen Musik hören, singt und klatscht sie mit. Trotz aller Widrigkeiten haben wir immer eine gute Zeit miteinander und schaffen es, das Beste aus der Situation zu machen.“

Seit zwei Jahren lebt die 79-jährige Seniorin im Domizil. Nach dem Tod ihres Mannes vor vier Jahren war sie im eigenen Zuhause vereinsamt und ihre Beschwerden hatten sich rapide verschlechtert. „Meine Mutter hat die neue Umgebung sofort akzeptiert und ist wieder richtig aufgeblüht“, erzählt Fred Leiskau, der sich als Betreuer intensiv um die Mutter kümmert. Es wurde zur Routine, dass der Schweriner täglich auf dem Heimweg von der Arbeit in Ludwigslust für einen Besuch in der Pflegeeinrichtung vorbeischaut. „Anfangs wollte ich mich dabei vergewissern, dass es meiner Mutter in der Einrichtung wirklich gut geht“, sagt er. „Dann habe ich gespürt, dass mich die Besuche wohltuend entschleunigen, so dass ich die Zeit selbst richtig genießen konnte. Deshalb habe ich bei vielen Veranstaltungen und Ausflügen mit angepackt und so auch die Mitbewohner meiner Mutter kennengelernt. Die Senioren sind mir längst ans Herz gewachsen.“

Den ersten Lockdown mit seinem Kontaktverbot hat der Angehörige im vergangenen Frühjahr als schmerzhaften Einschnitt empfunden. „Zum Glück gab es die Tablets im Haus, mit denen wir dank Hilfe der Betreuerinnen fast täglich Videotelefonate durchführen konnten“, sagt Fred Leiskau. Als wieder Besuche unter Schutzmaßnahmen stattfinden konnten, kam Gerda Leiskau sogar damit klar, dabei selbst eine Maske zu tragen. Im Sommer machten die Treffen auf dem großzügigen Parkgelände den Kontakt auf Abstand leichter. Seit dem zweiten Lockdown im November hat Fred Leiskau aus eigenem Antrieb die Besuche erst auf zweimal, jetzt einmal wöchentlich reduziert. Zum Schutz der Bewohner nimmt er auch bei der Arbeit und im Privatleben die Corona-Hygiene- und Abstandsregeln sehr ernst: Er hat die persönlichen Kontakte auf das notwendige Minimum reduziert und trägt dabei aus Schutz vor einer Ansteckung konsequent eine FFP 2-Maske und Handschuhe.

„Die Sorge um meine Mutter ist ein ständiger Begleiter. Zum Glück hat sie mittlerweile beide Corona-Schutzimpfungen im Haus erhalten und gut überstanden“, sagt er. „Außerdem habe ich gelernt, zwischen meinen Ängsten und dem Wohlergehen meiner Mutter zu unterscheiden. Für sie gibt es auch in der Pandemie keinen Platz, an dem sie besser als im Domizil aufgehoben wäre: Hier wird sie liebevoll gepflegt und umsorgt und hat trotz aller Einschränkungen weiterhin eine hohe Lebensqualität. Das könnten meine Geschwister und ich zu Hause niemals leisten.“ Und noch eine andere Erfahrung aus den letzten Monaten beschäftigt Fred Leiskau, der bei seinen Besuchen immer mal auf andere Bewohner trifft und mit gehörigem Abstand ein paar Worte mit ihnen wechselt. „Natürlich vermissen sie ihre Ausflüge, Feste und Besuche von Angehörigen. Aber die meisten älteren Menschen sind mental stärker, als viele annehmen. Das ist nur durch den engagierten Einsatz der Pflegekräfte und Betreuer möglich, für den ich wirklich aus tiefstem Herzen dankbar bin.“

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