Erinnerungspflege, die Spaß macht: Bewohnerin Elke Saß und Betreuungskraft Laurenz Scheuermann haben Spaß beim gemeinsamen Singen. ©Kursana

 
27.11.2024

„Ein unglaublich ehrenvoller Beruf“

Vom Fachlageristen zur Betreuungskraft von Senioren: Der Reinbeker Laurenz Scheuermann (29) hat erst im zweiten Anlauf seinen Platz in der Arbeitswelt gefunden.

Viele Jahre hat Laurenz Scheuermann in der Nähe der Kursana Villa in Reinbek gewohnt und sich im Vorbeigehen oft gefragt, wie das Leben in der Senioreneinrichtung wohl aussehen mag. „Aber ich hätte niemals gedacht, dass hinter der Tür zur Villa die Lösung für meine Probleme liegt“, sagt der 29-Jährige, der dort seit diesem Monat eine Festanstellung als Betreuungskraft hat. Seinem Neustart im Berufsleben ging eine lange Findungsphase voraus. „Ich habe viel zu lange gedacht, dass ich im falschen Beruf durchhalten muss“, sagt der Vater eines achtjährigen Sohnes, der bis Ende 2023 in der Logistikbranche tätig war.

Nach der Schule hatte der Reinbeker keine Idee, was er beruflich machen möchte und begann, in einem großen Abhollager für Möbel zu jobben. Nach einem halben Jahr machte er dort die zweijährige Ausbildung zum Fachlageristen und übernahm anschließend die Position des Lagerleiters, in der er für die Mitarbeiterplanung in fünf Lagerhallen Verantwortung übernahm und täglich Konflikte mit Kunden lösen musste. „Ich kann zwar gut mit Menschen umgehen, aber ich war körperlich und psychisch einfach nicht robust genug für den rauen Umgang in dieser Männerwelt“, erzählt Laurenz Scheuermann. Nach vier Jahren als Lagerleiter informierte er sich erstmals über Umschulungsmöglichkeiten. Doch es brauchte noch Zeit und eine gute Begleitung im Jobcenter bis er den Mut fand, sich beruflich neu zu orientieren. Und gleich sein erstes Praktikum führte ihn im Mai dieses Jahres in die Kursana Villa Reinbek.

„Es war für mich, als würde ich eine neue Welt betreten“, erinnert sich Laurenz Scheuermann. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren herzlich und hilfsbereit. In den ersten vier Tagen habe ich die Betreuungskräfte bei der Arbeit begleitet, dann durfte ich selbst bei Beschäftigungsangeboten wie Sitzgymnastik, Denksport und Erinnerungsarbeit und der Vorbereitung der Mahlzeiten mitwirken. Ich habe mir viel von den Kollegen abgeschaut, und bald konnte ich eigene Veranstaltungen planen.“ Besonders gut kam es bei den Bewohnern an, wenn der Hobbymusiker seine Gitarre zur Arbeit mitbrachte und zusammen mit den Senioren sang.

Im Praktikum stellte sich bald heraus, dass Laurenz Scheuermann durch seine einfühlsame Art gut zu demenziell erkrankten Senioren Kontakt aufbauen kann. „Ich kann gut damit umgehen, wenn Emotionen offen gezeigt werden“, sagt er. „Und ich habe große Freude daran, die Welten der Bewohner zu erkunden und mich bestmöglich an sie anzupassen.“ Gleich im Anschluss an sein Praktikum übernahm Laurenz Scheuermann einen Minijob im Haus und machte die 16-wöchige Fortbildung zur Betreuungskraft mit Alltagsbegleitung nach §§ 43b, 53b SGB XI. Hier bekam er viel Hintergrundwissen über geriatrische Erkrankungen, Kommunikation und Beschäftigungsmöglichkeiten, mit denen er die Ressourcen der Bewohner fördern kann.

„Meine Familie freut sich mit mir, dass ich endlich meinen Platz gefunden habe und in einem solch ehrenvollen Beruf arbeiten darf“, freut sich Laurenz Scheuermann. „Denn ich empfinde es als große Ehre, dass mich so lebenserfahrene Menschen an ihrem Alltag teilhaben lassen und ich von ihrer Lebensweisheit lernen darf.“ Sandra Müller, die Leiterin der sozialen Betreuung, freut sich über den Neuzugang in ihrem Team: „Unsere Bewohner lieben Laurenz. Mir scheint, die soziale Betreuung von Menschen ist ihm in die Wiege gelegt worden.“

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