Im ersten Ausbildungsjahr der Fachkraftausbildung in der Kursana Villa Reinbek lernt Mahmoud Alzein unter Aufsicht seiner Praxisanleiterin Micaela Schreiber, bei Bewohnerin Erika Bernhardt den Blutdruck zu messen. ©Kursana

 
21.12.2023

Gelungene Integration mit Happy End

Vor fast neun Jahren kam der syrische Flüchtling Mahmoud Alzein (35) nach Reinbek. Mittlerweile wurde er in Deutschland eingebürgert, hat eine Familie gegründet und in der Langzeitpflege von Senioren in der Kursana Villa Reinbek seine Berufung gefunden.

Wenn Mahmoud Alzein (35) das Zimmer von Erika Bernhardt betritt, hat die 86-jährige Bewohnerin der Kursana Villa Reinbek gleich ein Lächeln auf den Lippen. „Mahmoud ist ein toller Typ“, sagt die Seniorin. „Als ich Anfang dieses Jahres direkt aus dem Krankenhaus in die Pflegeeinrichtung kam, habe ich viel geweint. Mir hat sehr geholfen, dass Mahmoud so eine große Ruhe ausstrahlt. Mit ihm kann ich über alles reden.“ Durch den vertrauten Umgang miteinander war Erika Bernhardt sofort bereit, bei der ersten praktischen Prüfung des Auszubildenden als Fallbeispiel herangezogen zu werden. Denn die Seniorin findet es prima, dass sich der engagierte Pflegehelfer jetzt zum examinierten Pflegefachmann weiterbildet.

„Ich bin glücklich, weil ich in diesem Beruf Menschen helfen kann und freue mich darauf, durch die dreijährige Ausbildung viel Fachwissen zu bekommen“, sagt Mahmoud Alzein, für den sich durch die Tätigkeit in der Villa ein Kreis schließt. Denn nach seiner Flucht über das Mittelmeer und seiner Ankunft in Reinbek bekam er hier 2015 von einer Bewohnerin zweimal wöchentlich Deutschunterricht. Schon damals wollte Mahmoud Alzein, der in Syrien zwei Jahre Betriebswirtschaft studiert hat, etwas zurückgeben und unterstützte - neben seinem umfangreichen ehrenamtlichen Engagement in der Gemeinde Reinbek - die Bewohner bei ihren Freizeitaktivitäten. Auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive absolvierte er mehrere Praktika unter anderem in der Logistikbranche und im Hotelwesen. 2020 schloss er die dreijährige Ausbildung zum Hotelfachmann ab. Durch die Corona Pandemie konnte er nicht weiter in der Gastronomie des Hotels arbeiten und übernahm im Carla-Teigeler-Haus in Bergedorf einen Nebenjob in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung. Hier lernte Mahmoud Alzein nicht nur seine heutige Frau kennen, sondern auch die Pflege lieben.

„Als ich wieder in das Vier-Sterne-Hotel zurückkehrte, war ich mit meinen Gedanken und meinem Herzen immer bei meinem Nebenjob“, erzählt er lächelnd. „Ich habe durch Krieg und Flucht so schwere Zeiten erlebt, dass für mich die Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen das Wichtigste geworden ist.“ Als Mahmoud Alzein vor zwei Jahren entdeckte, dass die Kursana Villa an seinem Wohnort Reinbek Pflegehelfer suchte, sattelte er endgültig beruflich um. Nach der Geburt seines Sohnes 2022 wartete er noch das Ende der Elternzeit seiner Frau ab und startete im September dieses Jahres in die anspruchsvolle generalisierte Ausbildung zum Pflegefachmann. „Mahmoud ist sehr wissbegierig und durch seine besonnene Art ein Glücksfall für die Pflege“, lobt ihn seine Praxisanleiterin Micaela Schreiber. „Er behält auch in stressigen Situationen den Überblick und kann dadurch andere im Team beruhigen. Mit seiner positiven Einstellung ist er bei Bewohnern und Kollegen gleichermaßen beliebt.“

Durch seine Einbürgerung im vergangenen Jahr fühlt sich Mahmoud Alzein endgültig in seinem neuen Leben in Deutschland angekommen. Er genießt das Glück mit seiner Familie, in der Weihnachten genauso wie Ramadan gefeiert wird. Sein Sohn wächst gleich dreisprachig auf: Seine Mutter, eine Deutsch-Französin, spricht mit ihm meist Französisch, der Vater Arabisch und im Kindergarten fühlt er sich in seiner Heimatsprache Deutsch heimisch. Für Bewohnerinnen wie Erika Bernhardt sind es immer wieder Sternstunden, wenn Mahmoud sie in seiner Freizeit mit seinem Sohn besucht. „Ich habe viel an mir gearbeitet, um meine traumatischen Erlebnisse verarbeiten zu können“, sagt Mahmoud Alzein nachdenklich. „Heute kann ich sagen, dass sie mich stärker gemacht haben. Ich weiß, dass ich vieles schaffen kann und freue mich, wenn ich anderen Menschen etwas von meinem Glück zurückgeben kann.“ 

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