Praktikantin Judy Brigant (l.) und Ergotherapeutin Svenja Schmidtke am bunt bepflanzten Hochbeet, an dem die Bewohner in der Kursana Villa Reinbek ihre Sinne trainieren können. ©Kursana

 
29.06.2022

Keine Berührungsängste bei Demenz

Bei ihrem dreimonatigen Praktikum in der Kursana Villa Reinbek lernt die angehende Ergotherapeutin Judy Brigant (20), die Fähigkeiten von Senioren zu erhalten und zu fördern.

Man kann als Ergotherapeutin in einer Praxis täglich rund ein Dutzend Klienten mit eingeschränkten Fähigkeiten dabei unterstützen, den Alltag besser bewältigen zu können. Eine ausgebildete Fachkraft kann alternativ aber auch in einer Einrichtung arbeiten und dabei selbst intensiv in die Welt der betroffenen Menschen eintauchen, sie in ihrem Alltag kennenlernen und miterleben, wie eine Maßnahme ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern kann. Diese Erfahrung macht gerade Judy Brigant, die im Rahmen ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin derzeit ein dreimonatiges Praktikum in der Kursana Villa Reinbek absolviert „Hier habe ich intensiven Kontakt zu den Menschen und habe meine Berührungsängste mit demenziell erkrankten Bewohnern schnell verloren“, sagt die 20-Jährige. „Die Senioren begegnen mir mit so viel Dankbarkeit, dass mir die Arbeit großen Spaß macht. Zudem ist für mich faszinierend zu erleben, wie unterschiedlich Menschen mit gleicher Diagnose mit ihren Einschränkungen umgehen.“

Nachdem die Auszubildende aus Krempe bereits praktische Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Menschen mit Behinderung sammeln konnte, entschied sie sich für das Praktikum in der Villa, um die Arbeit mit Senioren von der Pike auf zu lernen. Hier begleitet sie die Ergotherapeutin der Senioreneinrichtung Svenja Schmidtke (23) unter anderem zu den Gruppenangeboten in Sturzprävention und Sitzgymnastik, bei denen die motorischen Fähigkeiten der Senioren trainiert werden. Außerdem erlebt Judy Brigant, wie mit gezieltem Hirnleistungstraining bei kognitiven Defiziten gearbeitet wird und wie sich die Senioren beim Malen kreativ ausleben können. Sie backt mit den Bewohnern, singt mit ihnen Lieder und unterstützt sie täglich dabei, möglichst selbständig die Mahlzeiten einnehmen zu können. „Es ist spannend zu erleben, dass vertraute Tätigkeiten oder Liedertexte von früher bei den demenziell Erkrankten immer noch abrufbar sind“, sagt sie.

Mittlerweile widmet sich Judy Brigant intensiv einer Bewohnerin, die in Folge eines Schlaganfalls unter depressiven Verstimmungen leidet. Für eine Prüfung am Ende des Praktikums wird sie für die Seniorin einen Therapieplan erarbeiten und mit ihr trainieren, wie sie sich eigenverantwortlich mit Hobbys und positiven Erlebnissen gegen ihre Stimmungsschwankungen wappnen kann.  „Die Bewohnerin freut sich über unsere Treffen und berichtet mir dabei viel aus ihrem Leben“, erzählt Judy Brigant stolz. Durch die positiven Erfahrungen in der Villa kann sie sich vorstellen, dass sie sich genauso wie Ergotherapeutin Svenja Schmidtke nach ihrem Abschluss für eine Beschäftigung in einer Senioreneinrichtung entscheiden wird. „Hier spüre ich jeden Tag, dass ich eine sinnvolle Tätigkeit ausübe und mich für den richtigen Beruf entschieden habe“, sagt sie.   

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