Ziemlich musikalische Freunde

Günther im Glück: Bewohner und Pflegefachkraft spielen gemeinsam

Schneeberg. Einzug mit Klavier. Das passiert nicht alle Tage im Kursana Domizil Schneeberg. Direktorin und Wunscherfüllerin Katrin Rings macht dies möglich. Bewohner Günther Möckel liebt sein altehrwürdiges Familienerbstück: ein historischer Hingucker aus der 1874 gegründeten Julius Kreutzbach Hof-Pianoforte-Fabrik in Leipzig. Jahrzehntelang stand das Klavier im gemütlichen Wohnzimmer des ehemaligen Landwirtes in Griesbach. Nach Feierabend zog damals das edle Musikinstrument stets mehr als der Fernseher. „Es ist mir im Laufe der Zeit so richtig ans Herz gewachsen“, schwärmt Günther Möckel, der  Noten spielend beherrscht. Als er kürzlich mit 88 Jahren ins Kursana Domizil Schneeberg zog, wurde er unruhig. Ein Leben ohne sein geliebtes Piano konnte er sich nicht vorstellen. Und so begann die Mission Wunschklavier. Seine Tochter und Direktorin Katrin Rings besprachen sie gemeinsam. Mit Erfolg. Schließlich landete das Piano per Spezialtransport wohlbehalten in der guten Stube vom Domizil. Günther im Glück. Seitdem spielt er jeden Tag ein paar Volks- und Kirchenlieder. Natürlich zieht die handgemachte Musik andere Bewohner an, die gern zuhören und Applaus spenden. Neugierig wurde auch Pflegefachkraft Jana Westenburger (22). Sie lernte drei Jahre lang im Domizil und gehört seitdem zur Schneeberger Kursana-Familie. Schon als kleines Mädchen träumte Jana davon, Klavier spielen zu können. Aber irgendwie ergab sich nicht, eine Klavierschule zu besuchen. Trotzdem blieb die Erzgebirgerin dran. Sie übte zuerst auf einem Keyboard, dann auf einem E-Piano. Dabei hat sie sich ihre ganz eigene Art beigebracht, die Tasten klingen zu lassen ohne Noten zu beherrschen. Neuerdings hilft ihr auch Bewohner Günther Möckel dabei. Denn sie wurden schnell ziemlich musikalische Freunde. Es begann alles mit dem legendären Flohwalzer. Den beherrscht Jana auch auf dem Klavier. Günther hörte begeistert zu. Seitdem gibt er seiner „Schülerin“ Tipps, wie sie beispielsweise „Am Brunnen vor dem Tore“ spielen kann. „Dass ich kurz vor 90 noch Klavierlehrer werde, hätte ich mir auch nie träumen lassen“, meint Günther Möckel lachend und freut sich über seine neue Berufung.