Nadine Hom, Dr. Hans-Joachim Düpree, Tanja Dörrie und Elisabeth Perian (v.l.) dehnen gemeinsam die Hüftbeugemuskulatur im Oberschenkel. Copyright:Kursana

 
19.04.2015

Dehnen gegen den Schmerz

Zum „Tag der Rückengesundheit“ am 15. März 2015 startete im Kursana Domizil Seelze eine Trainingsgruppe für Mitarbeiter.

Es sind kleine, unspektakuläre Bewegungen, die es in sich haben: Nadine Hom positioniert die rechte Hand in Schulterhöhe an der Wand, geht in einen stabilen Stand und dreht den Oberkörper nach links, so dass auf Brustkorb und ausgestrecktem rechten Arm Spannung entsteht. Diese Dehnung soll sie im Idealfall zwei Minuten halten. „Ist das anstrengend“, sagt die Pflegehilfskraft und lächelt tapfer. Wie die meisten Kollegen im Kursana Domizil Seelze leidet die 33jährige immer wieder unter Rückenproblemen, sie hat wegen ihrer Beschwerden im Lendenwirbelbereich sogar schon zu Schmerztabletten gegriffen.

„Der Schmerz sitzt im Rücken, aber seine Ursache liegt in den meisten Fällen in einer verkürzten Muskulatur auf der Vorderseite des Körpers“, erläutert Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Hans-Joachim Düpree zum Start der Rücken-Trainingsgruppe für die Mitarbeiter der Senioreneinrichtung. „Durch die permanente Vorbeugehaltung bei Pflegetätigkeiten und Schreibtischarbeiten ist Ihre Muskulatur außer Balance geraten.  Mit Dehnübungen für Beine, Bauch, Brustkorb, Schultern und Nacken können Sie lernen, Ihren Rücken im Arbeitsalltag gezielt zu entlasten.“

Für Direktorin Elisabeth Mechelhoff war die neue Kooperation mit dem Orthopäden aus Hannover, der künftig neben den Hausärzten, einem Internisten und einem Neurologen regelmäßig für Behandlungen der Bewohner ins Haus kommen wird, der Anlass, für die Mitarbeiter ein Rückentraining anzubieten. „Dr. Düpree wird eine Zeitlang zum Schichtwechsel um 13 Uhr für alle Interessierten einige Übungen anleiten, die einfach und effektiv sind“, sagt Elisabeth Mechelhoff. „Viele Mitarbeiter haben zwar gute Vorsätze, Sport zu machen. Aber im Alltag fehlt dann oft die Zeit. Deshalb wollen wir jetzt zusammen die ersten Schritte für eine Entlastung des Rückens und für mehr Bewegung tun.“

Gemeinsam gehen Dr. Düpree und die Mitarbeiterinnen von Kursana in die Liegestützposition am Boden, um dann aber den Bauch „durchhängen“ zu lassen und die Dehnung der Körper-Vorderseite, speziell der Bauchmuskulatur, noch dadurch zu verstärken, dass sie den Kopf in den Nacken legen. Für die Dehnung der tiefen Hüftbeuger-Muskulatur, die an der Lendenwirbelsäule ansetzt, ziehen bei der nächsten Übung alle kerzengerade aufgerichtet die Ferse eines Beines bis ans Gesäß. Die Spannung im Oberschenkel soll wieder pro Seite zwei Minuten gehalten werden. Wer öfters dieses rund zwanzigminütige Dehnprogramm absolviere, brauche nicht unbedingt ins Fitnessstudio zu gehen, sagt Dr. Hans-Joachim Düpree. „Denn meist ist der Rücken stark genug. Vielmehr zeigt er durch die Schmerzen, dass er durch die Fehlhaltung des Körpers überfordert ist.“

Doch der Mediziner setzt bei seinem Training nicht nur auf Muskelarbeit. „Wie viel trinken sie pro Tag“, fragt er in die Runde. Nadine Hom kommt auf maximal eineinhalb Liter. „Das ist rund ein Liter zu wenig“, sagt Dr. Düpree. „Die elastischen Strukturen von Muskeln, Sehnen und Knorpel brauchen Wasser, um nicht zu verhärten und zu degenerieren. Gerade wenn wir trainieren und dadurch die Durchblutung verbessern, müssen wir ausreichend trinken. Das ist für die Entgiftung enorm wichtig.“

Am Ende der Übungsreihe haben alle Teilnehmerinnen ein Gefühl von größerer innerer Weite. Nadine Homs Wangen glühen von der ungewohnten Anstrengung. „Das gibt morgen bestimmt Muskelkater“, meint sie. Aber sie will auf jeden Fall mit dem Training weitermachen. „Übungen sind viel besser als Tabletten“, sagt sie überzeugt.

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