Hausarzt und Palliativmediziner Micha Alescha Wieghorst aus Letter unterstützt Direktorin Elisabeth Mechelhoff bei ihrem „Palliative Care“-Projekt im Kursana Domizil Seelze. ©Kursana

 
05.04.2017

„Der Bewohner steht im Mittelpunkt“

Das Kursana Domizil Seelze startet in Kooperation mit einem Palliativmediziner, Kirchenvertretern und dem ambulanten Hospizdienst vom Malteser Hilfsdienst sein Projekt „Palliative Care“.

Mit einer großen Auftaktveranstaltung startete in dieser Woche das Kursana Domizil Seelze sein neues Projekt „Palliative Care“, um alle Mitarbeiter aus Pflege, sozialer Betreuung, Hauswirtschaft und Verwaltung für den Umgang mit Bewohnern in deren letzter Lebensspanne weiterzubilden. Hausarzt und Palliativmediziner Micha Alescha Wieghorst, Pfarrer und Seelsorger Norbert Mauerhof von der Katholischen Kirche in Seelze und die beiden Hospizkoordinatorinnen Heike Adler und Birthe Möller vom Ambulanten Hospizdienst des Malteser Hilfsdienstes in Hannover, die das Projekt fachkundig begleiten werden, stellten ihre Arbeit vor. Anschließend wurden Fragen und Themenvorschläge der Mitarbeiter gesammelt, um daraus ein praxisnahes Schulungskonzept für die nächsten beiden Jahre zu erarbeiten.
„Da immer mehr hochaltrige Menschen mit mehreren chronischen Erkrankungen zur palliativen Versorgung in unsere Pflegeinrichtung kommen, möchte ich die Mitarbeiter aller Arbeitsbereiche für den Umgang mit unheilbar Erkrankten, Sterbenden und ihren Angehörigen sensibilisieren“, sagt Direktorin Elisabeth Mechelhoff. „Neben dem nötigen Fachwissen brauchen wir eine Abschiedskultur, bei der der Bewohner mit seinen Bedürfnissen und Wünschen im Mittelpunkt steht.“
Statt festgefügter Standards oder starrer Konzepte wünscht sich Elisabeth Mechelhoff im Gegenteil mehr Offenheit und Flexibilität. Es brauche den Austausch aller Professionen, um jeden Betroffenen im Haus individuell bestmöglich begleiten zu können, meint sie. Wohlfühlatmosphäre beginne bei der Gestaltung des Zimmers und der Organisation des Tagesablaufes. „Wer sagt denn, dass ein Mensch in unserem Haus immer um eine bestimmte Uhrzeit gewaschen werden muss“, gibt die Direktorin zu bedenken. „Wir können Wünsche wie etwa den Besuch eines Friseursalons organisieren. Und warum kann man einem Bewohner nicht möglich machen, auch in seinem Pflegebett den Garten oder eine Andacht im Haus zu besuchen?“
Angesicht zeitlich begrenzter Ressourcen der Mitarbeiter geht es auch darum, die Vernetzung und den Austausch mit den externen Fachleuten zu verbessern. Schon jetzt besteht eine enge Zusammenarbeit des Domizils mit den örtlichen Hausärztinnen und Hausärzten, die die Bewohner medizinisch in der Einrichtung betreuen. Mitarbeiter sowohl der evangelischen als auch der katholischen Kirche sind vor Ort als Seelsorger tätig, und die ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterinnen vom ambulanten Dienst der Malteser kommen seit Jahren für die Begleitung von Bewohnern ins Haus.
„Aus medizinischer Sicht bedeutet Palliative Care, den Willen des Patienten zu unterstützen, ihn gegebenenfalls vor belastender und überflüssiger Diagnostik und Therapie zu schützen und ihm ein möglichst angst- und schmerzfreies Dasein im letzten Lebensabschnitt zu ermöglichen“, brachte es Dr. Wieghorst bei der Veranstaltung auf den Punkt.

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