Für Alice Jutrowski ist im Kursana Domizil Seligenstadt kein Tag wie der andere. Die Praxisanleiterin liebt die Vielfalt in ihrem Berufsalltag.

 
02.09.2021

In der Ausbildung zählen Qualität und Freude

Seligenstadt. Im Übergang von der Schule zum Beruf entscheiden sich viele junge Menschen oftmals gegen eine klassische Lehre im Handwerk und gegen eine Ausbildung in einem sozialen Beruf wie etwa im Krankenhaus oder in einer Pflegeeinrichtung. Dort mangelt es an Fachkräften. Dabei kann die Arbeit nah an Menschen viel Freude bringen. „Da kommt so viel Dankbarkeit zurück und wir lernen Menschen mit interessanten Biografien kennen, aber vor allem ist es ein gutes Gefühl, wenn man den Älteren mehr Lebensqualität geben kann“, sagt Alice Jutrowski.

Als Pflegefachkraft arbeitet die 42-Jährige seit acht Jahren im Kursana Domizil in Seligenstadt und ist verantwortliche Praxisanleiterin, das heißt sie begleitet die derzeit 13 Auszubildenden in der Pflegeeinrichtung während ihrer Lehrzeit. „Ich möchte unsere Schülerinnen und Schülern mit Freude durch die Ausbildung bringen und sie für die Pflege und Wertschätzung älterer Menschen sensibilisieren“, sagt die Mainhäuserin.
Alice Jutrowski sieht sich als Anwältin und Mentorin der Nachwuchskräfte, die den Auszubildenden, aktuell neun Frauen und vier Männer, eine bestmögliche Qualifikation bieten möchte. Seit diesem Jahr ist die Lehrzeit mit der neuen generalistischen Pflegeausbildung vielfältiger geworden. Die bisherigen Berufsausbildungen der Altenpflege, der Gesundheits-, der Krankenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege wurden zu einer Ausbildung mit dem Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ beziehungsweise „Pflegefachmann“ zusammengeführt.
Das breite Wissen und die Kompetenz auf mehreren Fachgebieten ermöglichen jederzeit einen Wechsel innerhalb der pflegerischen Versorgungsbereiche. Wer sich auch künftig fort- und weiterbildet oder Pflegestudiengänge absolviert, hat außerdem gute Chance auf eine kontinuierliche Karriereentwicklung.
Für potenzielle Bewerberinnen für den Pflegeberuf ist es ratsam, den Alltag in einer Senioren-Einrichtung zunächst in einem Praktikum kennenzulernen und dann auf Basis der gesammelten Erfahrungen eine Entscheidung zu treffen. Für Alice Jutrowski stand allerdings schon früh fest, dass sie gern mit Menschen zusammenarbeiten möchte. Sie habe ihren Großvater gepflegt und andere Ältere versorgt und dabei gespürt, dass ihr dieses soziale Engagement mit Senioren Spaß mache, ihr Erfüllung und Zufriedenheit bringe.
Nach ihrer Ausbildung zur Pflegefachraft übernahm sie später im Kursana Domizil, Griesgrund, Verantwortung auf dem Wohnbereich „Neewe“. Dann absolvierte Alice Jutrowski eine umfangreiche Weiterbildung und arbeitet seit rund einem Jahr als Praxisanleiterin. Als erfahrene Ausbilderin legt sie Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler nachvollziehen können, wie sich das Leben im Alter – vielleicht mit einem Handicap – anfühlt. Die Nachwuchskräfte sollen spüren, wie es ist, auf Hilfe angewiesen zu sein. Das bedeutet für die praktische Ausbildung im Kursana Domizil, dass Alice Jutrowski Situationen nachstellt. Die Lernenden lassen sich füttern. „Nicht so schnell“, sagt eine Schülern und die Kollegin verringert das Tempo, führt den Löffel dann nach längeren Pausen zum Mund des Gegenübers. „So ist es besser.“
Im Praxisraum sind die Auszubildenden ständig in Bewegung und ahmen den Alltag nach. Sie dürfen sich passiv ins Pflegebett legen und werden umgelagert, sie heben sich gegenseitig aus dem Bett in den Rollstuhl oder mit dem Lifter sanft in die Badewanne. Wenn die Schülerinnen und Schüler dafür offen sind, gehört es auch zum Selbsterfahrungskurs, in nassen Einlagen im Pflegebett zu liegen.
Die Ausbildung im Kursana Domizil orientiert sich stark am Alltag der Menschen und bleibt somit lebendig. „Wer mit Herz und Seele in diesem Beruf arbeitet und sich hier wohlfühlt, hat einen sicheren Arbeitsplatz und bekommt die Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln“, sagt die Praxisanleiterin. Im Umgang mit den Senioren lautet ihre Philosophie: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“

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