"Alte" Freundinnen - Hertha Raukohl (links, 103) Und Ilse Brendler (105). Bild Kursana

 
16.05.2017

Zusammen 208 Jahre alt

Ilse Brendler ist 105, ihre Freundin Hertha Raukohl 103 Jahre alt. Sie belegen eindrucksvoll die Ergebnisse der 100-Jährigen-Studie der Universität Heidelberg: Im hohen Alter ist man mit dem Leben überwiegend glücklich und zufrieden. Erst recht, wenn man eine gute Freundin hat.

Seit 35 Jahren sind Hertha Raukohl (103) und Ilse Brendler (105) Freundinnen. Früher kraxelten sie gemeinsam über Berge, seit vier Jahren leben sie nur wenige Zimmer voneinander entfernt im Kursana Domizil Siegen. Jeden Tag besucht Ilse Brendler ihre Freundin in deren Zimmer. Sich um sie zu kümmern, steht ganz oben auf ihrem vollen Tagesplan.

„Ich habe so viel zu tun“, sagt die aktive Seniorin, die nie einen Termin vergisst. Gymnastik, Grußkarten gestalten, bei jedem Wetter nach draußen gehen, die Tageszeitung lesen – Langeweile gibt es nicht. Als Leiterin von Schülerinnenwohnheimen hatte die Schlesierin weder Zeit für sich noch für eine Familie. Jetzt nutzt Ilse Brendler jede Minute, um das zu tun, was sie gerade möchte. Im Internet zu surfen wäre noch ein Wunsch für die Zukunft. „Ich hätte schon in den 1980er-Jahren einen Kurs belegen sollen“, sagt sie, „aber ich hätte ja nie gedacht, dass ich so alt werde!“

Laut Studie der Universität Heidelberg gibt es bedeutsam mehr geistig fitte Hundertjährige als häufig vermutet - und ihre Zahl ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Die überwiegende Mehrheit der Hundertjährigen, nämlich über 80 Prozent, ist laut der Heidelberger 100-Jährigen Studie mit ihrem Leben zufrieden, rund 70 Prozent fühlen sich die meiste Zeit glücklich. Ein hohes Maß an Lebenssinn und Lebenswille helfen dabei, schwierige Bedingungen – zum Beispiel schlechte Gesundheit – zu neutralisieren.

Hertha Raukohl schöpft viel Kraft aus der gemeinsamen Zeit. „Unser Geheimnis ist Fröhlichkeit und ein Ja zum Leben“, sagt die jüngere der Freundinnen, die sich gerne von der älteren unterstützen lässt. Zehn Jahre arbeitete Hertha Raukohl ehrenamtlich als „Grüne Dame“ im Krankenhaus – nun nimmt sie selbst gern Hilfe an. „Ich schaue immer nach vorn und vergesse Unangenehmes schnell“, sagt die dreifache Mutter und fügt ihrem Leben stattdessen jeden Tag weitere fröhliche Erinnerungen mit ihrer Freundin hinzu.

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