Schüler der 5. Klassen snackten gemeinsam mit den Senioren auf Platt. Copyright: Kursana

 
23.11.2017

Fluchen auf Platt ist cool

Kinder und Senioren erzählten sich im Domizil Geschichten auf Plattdeutsch - dabei durfte auch mal charmant geflucht werden.

„Muul“ klingt einfach sanfter als „Maul“ und „Schiet“ kann man eher sagen als die hochdeutsche Entsprechung. Da waren sich jung und alt einig: Fluchen lässt sich auf Plattdeutsch viel freundlicher als auf Hochdeutsch. Dieser Tage gab es die erste Begegnung zwischen Muttersprachlern, wie man heute sagt, und Lernenden im Kursana Domizil Stavenhagen.

Schüler der 5. Klasse der Reuterstädter-Gesamtschule waren im Domizil zu Gast und stellten den Bewohnern, ebenjenen Muttersprachlern, ihre Lernergebnisse in Form von kleinen lustigen Geschichten vor. Wie etwa die von der Berufswahl. Warum möchtest Lehrerin werden? Na, wegen der viele Ferien – kam es prompt, natürlich auf Platt. Da musste auch der engagierte Niederdeutsch-Lehrer Michael Gielow lachen. Vokabeln waren auch dran – mit perfektem Ergebnis, wie die Senioren fanden.

In der 5. und 6. Klasse ist an dieser Schule Niederdeutsch einmal in der Woche Pflicht. Und wohl eine angenehme, denn die Schüler sind begeistert von ihrem neuen Unterrichtsfach. „Diese Sprache hört sich einfach schön an und ist irgendwie auch lustig“, sagte Johanna Tomaszewski. Es sei doch toll, so etwas Altes zu lernen, ergänzten andere. Naja, und das man Schimpfwörter sagen kann und diese klingen nicht so gemein ist schon cool. Die Bewohner, die letzterem Argument unisono zustimmten, freut diese Begeisterung, war und ist Plattdeutsch doch ihre Alltagssprache.

Frau Wolter und Frau Bremer snacken den ganzen Tag platt. Diese Sprache begleitet sie und viele andere Bewohner ihr ganzes Leben - zu Hause, auf Arbeit. Eine Bewohnerin erzählte allerdings, dass das Plattdeutsche ihr die Schule in den ersten Jahren verleidete. Als sie in den 1940er Jahren zur Schule ging, wurde dort nur hochdeutsch gesprochen – und sie verstand kein Wort. Sie erinnert sich, dass sie Tag für Tag ihren Vater bat, dort nicht mehr hingehen zu müssen. Das hat sie natürlich in bestem Platt erzählt.

Es versöhnt sie ein wenig mit ihren schlechten Schulerfahrungen, dass die Kinder die Sprache heute wieder lernen. Und mit soviel Enthusiasmus. Im Dezember wollen die Mädchen und Jungen wieder kommen - ein Weihnachtsprogramm vorstellen. Und vielleicht erfahren sie und dann noch mehr persönliche Geschichten von den Senioren und dem Plattdeutschen.

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