Coachin Petra Stunkat aus Berlin arbeitet einen Tag pro Monat mit pflegenden Mitarbeiterinnen aus dem Kursana Domizil Stavenhagen zum Thema Demenz. Foto: F. Hormann

 
09.03.2023

In die Schuhe des anderen schlüpfen

In der täglichen Begegnung und Umsorgung alter und dementer Menschen in der Altenpflege sind die Pflegemitarbeiterinnen des Kursana Domizils Stavenhagen stets vor die Aufgabe gestellt, Menschen mit Demenz würdevoll zu begegnen und ihr Wohlbefinden zu sichern. Oft stehen sie vor großen Herausforderungen zum Beispiel, wenn ein Mensch mit Demenz sich nicht so verhält, wie man es erwartet.

Hier kommen auch professionell Begleitende oft an ihre Grenzen. In diesen, für Mitarbeiterinnen herausfordernden Situationen genügt eine funktionale Pflege nicht allein. Hier geht es um die Wahrnehmung von Handlungs- und intuitiven „Ur-Impulsen“ für eine person-zentrierte Begegnung, um Achtung und Würdigung alter und demenziell veränderter Menschen.

Dem Direktor des Kursana Domizils Stavenhagen Thomas Dagge ist das Thema wichtig und er hat für Interessenten aus seinem Haus eine Coachin aus Berlin zur supervisorischen Fallreflexion engagiert, die einmal im Monat in der Einrichtung mit Mitarbeiterinnen an diesem Thema arbeitet. Petra Stunkat ist examinierte Altenpflegerin, Demenz Care Mapperin (DCM- Basic User) und seit 2010 als Coach, Beraterin und Trainerin auf den Umgang mit Menschen mit Demenz spezialisiert.

Im Kursana Domizil Stavenhagen arbeitet sie mit einer Gruppe von Mitarbeiterinnen, die sich jeweils für einen Tag treffen. Die Teilnahme basiert auf Freiwilligkeit. Knapp zehn Altenpflegerinnen nehmen an dieser regelmäßigen Runde teil und haben nach eigenen Angaben schon viel davon profitiert. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wer bin ich in der Begegnung mit einem Menschen mit Demenz? Wie verhalte ich mich ihm gegenüber? „In die Schuhe des anderen zu schlüpfen und dann gemeinsam kreativ darüber nachzudenken, wie man Wege finden kann, das Wohlbefinden der Person zu steigern“, beschreibt Petra Stunkat den Arbeitsprozess der Gruppe.

Sich in den demenziell Betroffenen hineinzuversetzen, sich die Frage zu stellen „Was wäre, wenn ich das wäre“, einen veränderten Blickwinkel zu gewinnen – darum geht es Petra Stunkat. Jede Teilnehmerin bringt ihre Erfahrungen aus konkreten Situationen mit, die dann in der Gruppe
nachempfunden und besprochen werden. Das eigene Verhalten wird reflektiert, man bekommt das Feedback der Gruppe. Vielfach wird dann zum Beispiel ein eigenes Abwehrverhalten wahrgenommen, an dem gearbeitet werden kann.

„Wenn man bestimmte Situationen zur Sprache bringt, bekommt man einen anderen Blickwinkel auf das eigene Verhalten“, erklärt Petra Stunkat. Oft sei auch die Erkenntnis wichtig, dass man als Pfleger gar nicht immer eingreifen oder vorschreiben soll, sondern den Menschen mit Demenz, soweit es geht, seine eigenen Entscheidungen treffen zu lassen. „Man sollte schauen, mit welchem Lebenslauf die demenziell betroffenen Menschen hier angekommen sind und sie im Sinne ihrer Biographie tätig werden lassen“, erklärt Petra Stunkat. Immer im Mittelpunkt: das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner mit Demenz.


„Ich habe aus unserem Kurs jetzt ein ganz anderes Verständnis für unsere demenziell betroffenen Bewohner gewonnen“, erklärt Susanne Weinert, die regelmäßig an der supervisorischen Fallreflexion teilnimmt. „Man arbeitet anders“, ist ihr positives Fazit.
 

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