Stolze Jubilarinnen: Cathleen Dammköhler, Silvia Baar und Simone Walther (v.l.n.r.)

 
30.09.2022

Zusammen 100: Jubiläum eines Frauen-Teams

Würde man ihre Dienstjahre zusammenzählen, käme man auf 100 Jahre, rechnen die stolzen Jubilarinnen im Kursana Domizil Wolfen vor. Pflegedienstleiterin Simone Walther und die Pflegefachkraft Cathleen Dammköhler sind jetzt seit 35 Jahren dabei, Verwaltungschefin Silvia Baar kommt auf 30 Jahre. Zusammen mit Direktorin Ulita Merkel-Kalb, die im vergangenen Jahr ihr 40. Dienstjubiläum feierte, haben sie die Einrichtung geprägt.

„Mit 17 hatte ich keinen Plan B“, erzählt Simone Walther (55). Krankenschwester wollte sie werden, genau wie ihre Schulfreundin Cathleen Dammköhler (55). In der DDR brauchte man für das anspruchsvolle Fachschulstudium gute Noten. Es kombinierte Theorie und Praxis und vermittelte weitreichende medizinische Kenntnisse und Kompetenzen. Wer es geschafft hatte, durfte sich „Schwester“ nennen. 

Weil es im Krankenhaus ihrer Heimatstadt Wolfen keine Ausbildungsplätze mehr gab, suchten sie sich einen anderen Träger: das „Alten- und Pflegeheim Emma Martin“. „Der Umgang mit alten Menschen ist mir am Anfang schwergefallen“, gibt Simone Walther zu. Und auch die Behandlungspflege habe sie vermisst. Drei Jahre musste man nach seinem Abschluss beim Träger bleiben. Dann war die Wende da und inzwischen auch ein kleines Kind. „Ich blieb im vertrauten Hafen, und irgendwann wollte ich nicht mehr weg“, erinnert sich Simone Walther. Die junge Mutter qualifizierte sich weiter, wurde erst Wohnbereichsleiterin und dann 2006 Pflegedienstleiterin.

Ihre Freundin Cathleen Dammköhler arbeitete 12 Jahre lang in der Dauernachtwache. „Wegen der Kinder“, erklärt sie. Heute ist sie stellvertretene Wohnbereichsleiterin und ebenfalls fest in der Einrichtung verwurzelt. „Ich liebe meinen Job. Und mein Team“, so die Fachkraft.

Zum langjährigen Führungsteam gehört auch die Verwaltungsmitarbeiterin Silvia Baar (60). Zu DDR-Zeiten hatte die studierte Diplom-Ökonomin in einem Chemie-Kombinat gearbeitet. Als die Betriebe geschlossen wurden, bildete sie sich für die Sozialwirtschaft weiter. Dann lernte sie die damalige Direktorin der Pflegeeinrichtung kennen. „Für mich tat sich eine vollkommen neue Perspektive auf und ich habe sie genutzt“, sagt sie. Doch die Umstellung war nicht leicht: „Ich kam aus der reinen Wirtschaft. Da hat man Zahlen und Preise kalkuliert. Da stand nie direkt ein Mensch dahinter“, erzählt sie.

1991 übernahm Kursana das Pflegeheim Emma Martin. Das Haus wurde umfangreich saniert, bei laufendem Betrieb. Dann 2002 die Jahrhundertflut: Das zur Einrichtung gehörende und direkt am Goitzschesee gelegene zweite Haus in Bitterfeld musste ein Jahr lang in Wolfen unterkommen und mitversorgt werden. 2013 hieß es abermals „Land unter“. Wieder zogen die Bitterfelder nach Wolfen, wieder verlangte das Hochwasser den Mitarbeitenden alles ab. Fünf Jahre später zerstörte ein Sturm einen Teil des Gebäudes. Die Flure vollgelaufen, die Wasserversorgung zusammengebrochen, die Küche außer Betrieb gesetzt – „die Lage war dramatisch“, fasst die Direktorin zusammen. Es folgten monatelange Instandsetzungsarbeiten.

Die Erlebnisse haben sie zusammengeschweißt. „Man braucht viel Herzblut, um solche Situationen zu meistern“, sagt Simone Walther. „Und ein Team, das zusammenhält“, fügt die Direktorin hinzu. Auch jetzt, in Zeiten von Corona, sei sie froh, dass sie auf erfahrenes Stammpersonal zählen könne. Die junge Generation bringe dafür frischen Wind, sei unbeschwert und technikaffin. Vieles könnten die „Alten“ von ihnen lernen. Nur manchmal seien sie ein bisschen zu sehr auf ihre Work-Life-Balance bedacht, findet Simone Walther. Denn Idealismus brauche man in der Pflege auch heute noch. „Pflege ist eine Berufung, das muss man aus tiefsten Herzen wollen“, erklärt die Pflegdienstleiterin den Auszubildenden. Einer, der diesen Beruf unbedingt ergreifen will, ist der Enkel von Cathleen Dammköhler. „Schon als Kind wollte er in die Pflege, wie die Oma“, erzählt die Pflegefachkraft. Ein Praktikum hat er im Domizil Wolfen bereits absolviert.

Foto: Kursana

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