Azubi im zweiten Ausbildungsjahr: Mit der Entscheidung für den Pflegeberuf fühlt sich Nico Ihnen wohl.

 
26.11.2015

„Klar ist das ein Männerberuf!“

Der 21-jährige Auricher Nico Ihnen hat in der Ausbildung zum Examinierten Altenpfleger im Kursana Domizil Aurich nach Umwegen seinen Traumberuf gefunden.

„Moin, wo geiht di dat?“, begrüßt Pflege-Azubi Nico Ihnen Bewohnerin Gretchen Eilers (87), als er zum Blutdruckmessen in ihr Zimmer im Kursana Domizil Aurich kommt. Im Nu ist eine lebhafte Unterhaltung auf Platt in Gang. Mit seiner offenen, freundlichen Art und seinem Einfühlungsvermögen kommt der 21-jährige bei den Senioren im Domizil gut an. Zu Beginn seines zweiten Ausbildungsjahres ist Nico Ihnen sicher, dass er mit der Entscheidung für den Pflegeberuf die richtige Wahl getroffen hat. „Die abwechslungsreiche Arbeit macht mir großen Spaß“, sagt er. „Ich eigne mir viel anatomisches und medizinisches Fachwissen an und arbeite zugleich dicht am Menschen. Und von der Kompetenz im sozialen Umgang, die man so erwirbt, profitiere ich auch privat: Heute führe ich viel bessere Beziehungen zu anderen Menschen.“

Zum Pflegeberuf ist der Auricher Realschüler erst über Umwege gekommen. Eine Gärtnerausbildung hat er nach fünf Monaten abgebrochen und mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einer Behinderteneinrichtung die Weichen neu gestellt. „Diese Zeit hat mich sehr geprägt“, sagt er heute. „Ich habe viele Vorurteile abgebaut und festgestellt, dass ich mich gut in andere Menschen hineinversetzen kann. Erst in dieser Zeit habe ich begriffen, dass die Alten und Kranken einen großen Teil unserer Gesellschaft ausmachen. Vorher sind solche Themen an mir vorbeigeflogen.“ Nico Ihnen schloss eine verkürzte Ausbildung zum Sozialassistenten an der Berufsbegleitenden Schule Aurich an und wechselte dann nach Leer, um Heilerziehungspfleger zu werden. „Doch das war zu viel Pädagogik und zu wenig Pflege“, sagt der junge Mann, der dreimal wöchentlich beim Krafttraining Gewichte stemmt. „Ich habe keine Berührungsängste bei alten Menschen und finde es gut, wenn ich sie ganz praktisch im Alltag unterstützen kann.“

In seinem privaten Umfeld ist Nico Ihnen bei seiner Entscheidung für die Altenpflege nicht überall auf Verständnis gestoßen. „`Das könnte ich ja nicht´ ist der Klassiker, den ich oft gehört habe“, sagt er lachend. „Meist von Leuten, die keinen Kontakt zu alten Menschen haben. Man muss die Pflege lieben oder lassen, denke ich heute. Ohne Leidenschaft ist man den körperlichen und seelischen Anforderungen des Berufes wohl auch längerfristig nicht gewachsen.“

Unter den 8 Auszubildenden im Domizil sind derzeit 2 Männer. Im Bundesdurchschnitt lag laut Statistischem Bundesamt 2012 der Anteil der männlichen Jugendlichen, die eine Ausbildung in einem Pflegeberuf beginnen, bei 21 Prozent. „Engagierte und zugewandte Männer im Pflegeteam zu haben, ist auf jeden Fall eine Bereicherung: In gemischten Teams ist die Stimmung verbindlicher“, sagt Sabine Häßner, Direktorin vom Kursana Domizil Aurich. „Viele unserer Bewohner setzen großes Vertrauen in männliche Pfleger und fühlen sich sicherer, wenn zum Beispiel bei einem Transfer ein starker Mann an ihrer Seite ist.“

Nico Ihnen hat kein Problem damit, in einer traditionellen Frauendomäne zu arbeiten. „Klar ist das ein Männerberuf“, sagt er entschieden. „Solche Einteilungen halte ich für längst überholt. Ich habe drei Freunde, die in sozialen Berufen arbeiten. Mit ihnen kann ich die besten Gespräche führen.“ Für ihn zählt, dass der komplexe Pflegebereich viel Raum für Spezialisierung und Aufstiegschancen bietet. Im Moment kann er sich vorstellen, sich nach der Ausbildung im Bereich Wundmanagement fortzubilden. „Ich schätze sehr an dieser Arbeit, dass ich von den alten Menschen so viel zurückbekomme“, sagt Nico Ihnen. Bei der Untersuchung und dem kleinen Klönschnack mit Gretchen Eilers ist die Stimmung entspannt, Jung und Alt können herzlich miteinander lachen. „Nico ist ein höflicher junger Mann, ich vertraue ihm“, lobt die alte Dame und strahlt.

Zur Übersicht