Nannette Lachner (links) und Astrid Banditt kümmern sich mit Herzblut um demenziell erkrankte Bewohner der Kursana Villa in Bonn. Foto: Kursana

 
29.12.2020

2 Engel für demenzkranke Senioren

Nannette Lachner (53) und Astrid Banditt (41), zwei zupackende, engagierte und zugewandte Frauen sind auf Umwegen in den Demenzbereich der Kursana Villa gekommen. Hier haben sie ihren Traumberuf gefunden, kümmern sich um demenziell erkrankte Bewohner.

Demenziell erkrankte Senioren brauchen von allem etwas mehr: mehr Sicherheit, mehr Fürsorge, mehr Aufmerksamkeit und mehr Förderung. All das finden die Bewohner in den beiden geschützten Wohnbereichen der Kursana Villa Bonn. Hier kümmern sich engagierte  Pflegende und Betreuende um die Menschen, denen die Orientierung und die Kontrolle über ihr Leben verloren gegangen ist. Unter ihnen zwei Frauen, in deren Werdegang das soziale Engagement und die Hinwendung zu Menschen vorprogrammiert waren.

Nannette Lachner (53) und Astrid Banditt (41), zwei zupackende, engagierte und zugewandte Frauen sind auf Umwegen in den Demenzbereich der Kursana Villa gekommen. Eine Herausforderung, an der so manche Fachkraft schon gescheitert ist. Aber Banditt und Lachner teilen nicht nur eine ungewöhnliche Einsatzbereitschaft, die oft über die Arbeitszeit hinausgeht. Beide gehen mit unerschöpflichem Optimismus, einer positiven Ausstrahlung und ganz viel Empathie an ihre Aufgabe heran. 

Hilfe für Menschen, die Hilfe brauchen – für beide selbstverständlich. Astrid Banditt wuchs in Brandenburg auf,  Nannette Lachner in Berlin. Beide zog  es ins Rheinland, beide fanden hier ihre große Liebe. Und beide eint, dass sie auf Umwegen hier ihre neue berufliche Heimat fanden. Banditt war vorher in der Gastronomie tätig, Lachner hatte einen sicheren Job bei der Agentur für Arbeit. Bald wollte  Lachner keine Jobs mehr vermitteln, sondern  lieber mit Menschen arbeiten. So kamen beide über ein Praktikum in die Kursana Villa am Rhein. Und beide blieben. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegin setzen sie sich seit einigen Jahren dafür ein, dass die Senioren im geschützten Rahmen der Einrichtung so weit wie möglich am Alltag teilnehmen können. Zu ihrer Arbeit gehört es, verbliebene Fähigkeiten zu erhalten und individuell zu fördern. Stimmungsschwankungen, Ängste und auch Aggressionen sind für Demenz typisch.  Dann gilt es, zuzuhören, zu beruhigen, eine zitternde Hand zu streicheln. Sich Zeit zu nehmen. Und Traurigkeit auszuhalten. Und wenn das alles nicht hilft? Dann sind alle im Team froh, wenn Sammy im Dienst ist. Der Hund von Astrid Banditt, der mittlerweile so grau geworden ist wie die meisten Bewohner und  der wie die Senioren auch schlechte Tage hat, wedelt dann fröhlich mit dem Schwanz und leckt behutsam die furchtsame Hand. Sammy hat ein feines Gespür für menschliche Nöte.

Und Weihnachten? Je nach Grad der Demenz erleben die Menschen diese Zeit sehr unterschiedlich. Für manche ist es so, als wären sie selbst wieder Kinder und warteten auf die Bescherung durch den Weihnachtsmann.  In der Adventszeit gibt es jeden Tag eine kleine Bescherung. Nannette Lachner hat einen wiederverwendbaren Adventskranz aus kleinen Säckchen genäht. Jeden Tag darf einer der Bewohner, dessen Name vorher aus einer Box gezogen wurde,  daraus ein kleines Geschenk nehmen, meistens Schokolade. Und Astrid Banditt hat in den letzten Wochen gemeinsam mit den Senioren ein kleines Weihnachtsdorf aus Pappschachteln gebaut. Viele haben mitgemacht und die Häuser schön bemalt. Wenn alles gut geht, setzen sich die Kollegen vor Weihnachten noch zusammen, genießen Augenblicke der Ruhe gemeinsam. Und wichteln. Wie in besseren Zeiten. Auch darum hat sich Astrid Banditt gekümmert. Sie freut sich wie Lachner, wenn alle sich wohlfühlen.

Dass sich außerhalb ihres geschützten Bereichs fast alles um Corona dreht, bekommen nur wenige der Senioren mit. Das verdanken sie auch Menschen wie Banditt und Lachner, die alles tun, um sich selbst und damit auch die Bewohner zu schützen. Aber beide gehen auch mit Gelassenheit an das Thema Einschränkungen. Oder, wie die Berlinerin Nannette Lachner auf rheinische Art sagt: „Es ist jetzt eben so. Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. “  In diesem Jahr hat Lachner zum ersten Mal an den 3 Weihnachtstagen frei.

Und Astrid Banditt? Sie hat gerade ein neues Projekt entwickelt, in das sie viel Herzblut investiert. Die gebürtige Brandenburgerin sammelt Steine, seitdem sie bei einem Griechenlandurlaub einen Herzstein am Strand gefunden hat. Ihre Sammlung von 800 schönen Herzsteinen hat sie zwar gerade aufgelöst und an die Stiftung „Eltern mit Sternenkindern“ in Bonn verschenkt. Auch mit der Absicht, „mal wieder etwas Neues zu machen.“ Doch die Liebe zu den Herzsteinen war zu groß.  Und  Anlass für ein tolles Projekt. Das Einverständnis der Angehörigen vorausgesetzt, gestaltet Banditt für jeden verstorbenen  Bewohner einen individuellen Erinnerungsstein. Die Steine aus ihrem inzwischen schon wieder umfangreichen Fundus werden unter einem schönen Baum im Park der Villa abgelegt. Bei Kursana wird niemand vergessen! 

 

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