12.02.2021

Klavierkonzert im Salon

Endlich wieder Klassik live! Bewohner der Kursana Villa Bonn lauschten dem Klavierkonzert mit Leopoldo Lipstein.

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Bonn. Barocke Klänge von Bach, Romantik pur von Chopin und Mendelssohn-Bartholdy, Variationen von Alfred Grünwald über Johann Strauß Frühlingsstimmenwalzer aus der „Fledermaus ­ – das kleine Klavierkonzert am Sonntag mit dem Leverkusener Pianisten Leopoldo Lipstein lässt die Bewohner der Kursana Villa Bonn für eine Stunde die Sorgen um die Corona-Pandemie vergessen. Versonnen geben sich insgesamt 14 MusikliebhaberInnen im Salon und im Foyer dem virtuosen Spiel des Leverkuseners hin, der schon des Öfteren in der Villa konzertiert hat.

„Ich fühlte mich in meine Kinderzeit versetzt“, erinnert sich Margot S. (89). „Ich habe schon mit vier Jahren Klavier gespielt, später sogar vierhändig mit der Mutter.“ Auch der gleichaltrige Siegfried P., der vor einem halben Jahr in die Bonner Senioreneinrichtung eingezogen ist, fühlt sich versetzt in frühere Zeiten, als er mit der inzwischen verstorbenen Ehefrau Opern- und Theateraufführungen in Köln genossen hat. „Musik ist das Beste, was es gibt.“ Sehr entspannt genießt die 65jährige Bewohnerin Claudia B. das Konzert: „Einem Pianisten direkt zu lauschen, ist viel besser als eine Übertragung im Radio.“

Schwer zu ertragen ist der Lockdown für Musiker und Musikliebhaber – Konzerte nur  online oder im Radio, Musikproduktionen nur im Tonstudio oder auf der Bühne ohne Zuhörer. In der Kursana Villa Bonn jedoch sind Konzerte in kleinem Rahmen möglich. Kulturelle Veranstaltungen haben Tradition. Trotz Lockdown ist das Konzert möglich – nur für die Bewohner, die inzwischen schon die zweite Covid-19-Impfdosis bekommen haben. Aber ohne Angehörige, die zwar nach dem Schnelltest die Villa betreten und ihre Familienmitglieder besuchen dürfe, aber nicht das Konzert.

Und so sind sie unter sich: Die musikinteressierten Bewohner und der Pianist, der immer wieder die Kompositionen erklärt, bevor er sich ganz dem Spiel widmet: „In Bachs französische Suite Nr. 3 h-Moll bin ich verliebt“, bekennt er und spielt mit tänzerischer Leichtigkeit die kapriziösen Tonfolgen, Tänze wie Sarabande, Gigue, Menuet, die sich aneinanderreihen bis zum stillen Largo. Nach kurzem Applaus folgt Frédéric Chopins Scherzo Nr. 4 e-Dur als heitere Klangpoesie mit elegischem zweiten Thema – ein Lichtblick an diesem dunkelgrauen Sonntag.

„Felix Mendelssohn Bartholdys ‚Variations Sérieuses‘ haben eine direkten Bezug zu Bonn“, erzählt Leopoldo Lipstein, bevor er die 17 Variationen zu einem Thema anstimmt: „Mit dem Erlös dieses Meisterwerks hat er sich 1841 an der Sammlung für das Beethoven-Denkmal beteiligt.“ Mendelssohn Bartholdy hat mit dieser Komposition ein Zeichen gesetzt gegen die damals populären Variationen. Ihm ging es um Inhalte von Lebensfreude bis zu melancholischen Stimmungen, Verzweiflung, die Leopoldo Lipstein in verhaltener Virtuosität interpretiert, bis zum Finale mit einem kontrollierten Feuerwerk der Töne, das langsam erlischt. Noch eine weitere musikalische Kostbarkeit bringt der Pianist seinem Publikum nahe: Alfred Grünwalds Potpourri zum Frühlingswalzer von Johann Strauß aus der „Fledermaus“ – perlender Walzerklang, zu dem die Zuhörer sich gelöst im Walzertakt wiegen. Nach der Zugabe, einem Walzer von Brahms, wurden sie am Liebsten weiterlauschen. Leopoldo Lipstein erfüllt den Wunsch gerne.

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