Bewohnerin Gisela Henck (87) hat die freundliche Art von Alina Gerlach (21) bei ihrem fast dreimonatigen Praktikum im Kursana Domizil Buchholz schätzen gelernt.©Kursana

 
27.10.2016

„Ich bin viel aufgeschlossener geworden.“

Nach elf Wochen Praktikum im Kursana Domizil Buchholz zieht die angehende Ergotherapeutin Alina Gerlach (21) eine rundum positive Bilanz.

Nach über 14 Jahren theoretischem Lernen an Realschule, Fachgymnasium und Ausbildungsinstitut wurde es höchste Zeit für die Praxis, findet Alina Gerlach. „Ich habe in den elf Wochen hier so viel über Menschen gelernt wie nie zuvor in meinem Leben“, sagt die 21-jährige angehende Ergotherapeutin im dritten Ausbildungsjahr, die gerade ein elfwöchiges Praktikum im Kursana Domizil Buchholz abgeschlossen hat. „Hier konnte ich konkret erleben, wo meine persönlichen Stärken liegen und bin viel aufgeschlossener geworden.“

Dass viele mit dem Berufsbild der „Ergotherapeutin“ nichts anfangen können, ist die Buchholzerin inzwischen gewohnt. „Die meisten denken, ich würde ähnlich wie ein Physiotherapeut bei Beschwerden massieren“, sagt Alina Gerlach. „Dabei ist der Ansatz bei Ergotherapie viel ganzheitlicher: Es geht darum, die Alltagskompetenz von Menschen jeden Alters mit vielfältigen Übungen zu erhalten oder wiederherzustellen. Und wenn dies beispielsweise nach einem Schlaganfall nicht möglich ist, Alternativen einzuüben, damit der Betroffene wieder eine gute Lebensqualität erreicht.“

Im Kursana Domizil lernte Alina Gerlach zwei Wochen lang die Arbeit der beiden Ergotherapeutinnen und die Gruppenangebote der sozialen Betreuung kennen, bevor sie „ins kalte Wasser geworfen wurde“ und selbst das Gedächtnistraining für eine Seniorengruppe gestalten sollte. „Ich habe Flaggen aus europäischen Ländern mitgebracht und dann wurde gesammelt, was den Bewohnern Landestypisches dazu einfällt“, erzählt sie. „Da ich gemerkt habe, wie gern die Bewohner von ihren Urlauben erzählen, habe ich ein anderes Mal eine Phantasie-Reise mit Bewegungselementen angeregt. Das hat allen Spaß gemacht.“

Alina Gerlach erlebte, wie wortkarge Senioren zum Thema „Schulfreunde“ lebensfroh Anekdoten zum Besten gaben und wie ein kleiner Spaziergang einer Bewohnerin für Tage glückliche Erinnerungen bescherte. Es passierte aber auch, dass eine alte Dame in einer Erinnerungsrunde zum Thema „Bäume“ in Tränen ausbrach, weil sie an die Lärche an ihrem Elternhaus denken musste. „Es kann gerade im Umgang mit demenziell Erkrankten ständig etwas Unvorhersehbares passieren. Ich habe gelernt, das mich das nicht zu stressen braucht, weil mir immer etwas einfällt“, erzählt sie.

Außerdem habe ihr Spaß gemacht, die eigenen Antennen stets auf Empfang zu schalten und nachzufragen, ob und warum es jemandem gerade nicht gut gehe. „Ich habe durch diese Gespräche in eine andere Welt eintauchen können. Woher soll ich sonst erfahren, wie es sich für Senioren anfühlt, wenn sie nach sechzig gemeinsamen Jahren ihren Partner verlieren?“, sagt Alina Gerlach. „Ich glaube, dass ich alten Menschen jetzt mit noch mehr Geduld und Achtung für das, was sie durchgemacht haben, begegnen werde.“

Bei den Bewohnern hat die Auszubildende durch ihre zugewandte Art punkten können. „Sie war immer freundlich und sehr aufmerksam“, lobt Bewohnerin Gisela Henck (87). „Ich ziehe wirklich den Hut vor jungen Leuten, die sich so liebevoll um uns kümmern.“

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