Entspanntes Üben an der Pflegepuppe: Johanna Schwarz mit Pflegepuppe Robert (©Kursana, Foto: A. Menzel)

 
01.06.2023

Pflegeausbildung: Geduldiger Proband

Kaum ein Beruf ist so nah am Menschen wie der Pflegeberuf. Doch den muss man erst lernen. Um realitätsnah und sicher pflegerische Tätigkeiten zu demonstrieren und zu trainieren, hat das Kursana Domizil Eschenburg eine Übungspuppe angeschafft.

Als Johanna Schwarz (33) die Manschette des Blutdruckmesseräts anlegt, sitzt jeder Griff. Doch nicht alles, was die angehende Pflegefachfrau in ihrer Ausbildung lernt, ist so einfach wie Blutdruckmessen. Und nicht jeder Bewohner ist so geduldig wie dieser. Robert, wie ihn das Team im Kursana Domizil Eschenburg liebevoll getauft hat, ist eine Pflegepuppe.

Geduldig liegt er da, trotz allem. Trotz der vielen Menschen, der neugierigen Blicke und der manchmal unsanften, weil ungeübten Berührungen. Robert macht alles mit, denn dafür ist er da. „Wir haben ihn angeschafft, um verschiedene Arbeiten und Situationen darstellen zu können, ohne dass ein echter Mensch betroffen ist“, erklärt der Einrichtungsleiter Alexander Sgodda. Wichtig bei der Auswahl sei ihnen gewesen, dass nicht nur Körperpflege geübt werden könne, sondern auch die Bereiche der Behandlungspflege. Ob gründliche Fußreinigung oder Zähneputzen, ob das Anlegen eines Verbandes, einer Zahnprothese oder das Setzen einer Spritze – der menschengroße Kunststoff-Dummy ist auf vieles vorbereitet.

„Er hat überall Löcher“, bringt es Johanna Schwarz auf den Punkt. Neben Injektionsstellen verfügt die Pflegepuppe unter anderem über Auffangreservoirs für Flüssigkeiten, bewegliche Gelenke und ein herausnehmbares Gebiss. Selbst die Genitalien können mittels Klettverschlusses gewechselt werden. So wird aus Robert im Handumdrehen Carmen. Zumindest beim Anlegen eines Katheters macht dies einen größeren Unterschied.  

Für die Praxisanleiter, die sich als Fachkräfte mit Zusatzqualifikation um die Ausbildung des Pflegenachwuchses kümmern, eröffnet die Puppe neue Möglichkeiten. Einen eigenen Übungsraum haben sie für Robert eingerichtet, in dem sie schnell und in Ruhe Handgriffe zeigen und mit den Azubis trainieren können. „Man kann nichts falsch machen, es kann nichts passieren“, sagt Alexander Sgodda. Dies helfe enorm, Berührungsängste und Hemmungen abzubauen.

Nicht nur Auszubildende profitieren von der Anschaffung. Fachkräfte können Kenntnisse in einzelnen Bereichen auffrischen, Pflegeassistenten beispielsweise richtiges Lagern und ergonomisches Heben erlernen. Darüber hinaus eignet sich die Pflegepuppe, um Prüfungssituationen zu simulieren. Robert selbst hat seine Feuertaufe schon bestanden. Nachdem er warmherzig vom ganzen Team begrüßt wurde, hat er die ersten Übungseinheiten mit professioneller Gelassenheit absolviert. Ordentlich gekleidet und gekämmt wartet er auf seinen nächsten Einsatz.

Foto: Kursana

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