Madeleine Sengbusch fühlt sich wohl in ihrem neuen Beruf. Foto: F. Hormann

 
27.11.2023

Keine halben Sachen

46-Jährige ist Auszubildende im Kursana-Domizil Greifswald

Madeleine Sengbusch ist angekommen - zehn Jahre, nachdem sie zum ersten Mal zu Kursana kam. Viele Umwege gab es, Schwierigkeiten und Verzögerungen, bis sie jetzt im September ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau begann. Doch die Greifswalderin wirkt froh und zufrieden, wenn sie von ihrem Leben erzählt.

„Nach der Wende dachte ich, ich möchte auch mal in den Westen“, lacht sie. „Also zogen mein damaliger Freund – heute mein Mann – und ich in den Westerwald.“ Sie arbeitete in ihrem erlernten Beruf als Bäckerei-Fachverkäuferin. „Aber als die Kinder kamen, wurde es schwierig, denn dort gab es ja keine Kita-Plätze“, erzählt die 46-Jährige. Also kehrte die junge Familie nach sieben Jahren zurück in die Heimat. Arbeit war schnell gefunden, alles sah gut aus – bis beide Kinder chronisch krank wurden. „Ihre Betreuung, all die Arzttermine und Therapien – all das bekam ich mit meinem Beruf nicht mehr unter einen Hut. Also wurde ich Hausfrau und kümmerte mich um die Kinder, die in der Schule viel gefehlt haben.“

Ganz neue Aufgaben

Doch nach einiger Zeit ging es den beiden besser, also suchte Madeleine Sengbusch wieder nach einer beruflichen Herausforderung. Über eine Zeitarbeitsfirma kam sie ins Kursana-Domizil in der Tallinner Straße, fing dort in der Küche an. „Ich wurde sofort aufgenommen“, erinnert sie sich. „Ich habe mich total wohlgefühlt, obwohl ich ja zuerst fremd war. Hier bin ich immer gern hergekommen.“ Leider musste sie schon nach wenigen Wochen aufhören, denn ihren Kindern ging es wieder schlechter. „Zu bestimmten Fachärzten bin ich mit meiner Tochter durch ganz Deutschland gereist“, erzählt sie. Deshalb baute sie ehrenamtlich in Rostock die Kinder-Schmerztherapie auf – gemeinsam mit Fachärzten und der Rheuma-Liga. „Sowas gab es hier in MV nicht. Und ich konnte ja aus Erfahrung sprechen und wusste, was gebraucht wird.“ 2021 wurde die Sprechstunde in der Kinderklinik der Universitätsmedizin Rostock eröffnet. „Das ist einigermaßen zentral gelegen, sodass die Eltern nicht zu weit fahren müssen.“

Ein völlig neuer Anfang

So vergingen weitere sechs Jahre. Zur Pflege alter Menschen hatte Madeleine Sengbusch zu diesem Zeitpunkt überhaupt keinen Bezug. Doch als ihre eigenen Eltern Hilfe brauchten, musste sie handeln. „Und auf einmal habe ich gemerkt, dass mir das Spaß macht. Denn Pflege heißt ja nicht nur Körperpflege, sondern der ganze Mensch steht im Mittelpunkt. Auch Geist und Seele spielen eine Rolle.“ Deshalb bewarb sie sich als Pflege-Assistentin im Kursana-Domizil. „Es war wie nach Hause kommen, eine ganz familiäre Atmosphäre.“ Im April 2022 begann sie auf Station 2. „Wenn ich Feierabend hatte, hab ich nur gestrahlt. Das fühlte sich gar nicht nach Arbeit an, sondern hat einfach nur Spaß gemacht.“
Und so dauerte nicht lange, bis sie zum ersten Mal gefragt wurde, ob sie eine vollwertige, dreijährige Ausbildung beginnen wolle. Doch für diese Entscheidung brauchte Madeleine Sengbusch noch etwas Zeit. „Denn wenn ich etwas mache, dann richtig. Und erst nach einem Jahr wusste ich genau, ja, ich will das.“ Und so ist sie nun eine von vier Auszubildenden, die in diesem Herbst angefangen haben. In ihrer Klasse an der Greifswalder Berufsschule sind die Jüngsten 16 Jahre alt, der Älteste über 50. „Das ist für mich eine komplett neue Welt: fächerübergreifender Unterricht, Laptop, Power-Point-Präsentationen. Da hab ich mich gefragt, ob das alles in meinen Kopf geht. Aber ich lerne zu lernen. Wie gesagt: Wenn, dann richtig.“
Und zur Arbeit kommt sie nach wie vor jeden Tag mit Freude, wird von den Kollegen unterstützt. Sie mag es, die Bewohner kennenzulernen, ihre Lebensgeschichten zu hören. Sie hört das kleine Dankeschön, sieht das Lächeln, mit dem ihre Arbeit belohnt wird. Und sie weiß, dass sie in ihrem neuen Beruf immer eine gute Arbeitsstelle haben wird.

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