Dora Capell (87, l.) und Ursula Krönke (90) freuen sich darüber, dass Marie Krüerke (35) ihr Konzept mit dem Buch „Atemfreude“ einem größeren Kreis von Senioren zugänglich machen möchte. ©Kursana

 
19.07.2019

„Atemfreude“ für Senioren

Im neu erschienenen Buch „Atemfreude“ stellt die ausgebildete Logopädin Marie Krüerke (35) aus der Kursana Residenz Hamburg ihre ganzheitliche Gymnastik für mehr Lebensfreude im Alter vor.

Wenn Dora Capell (87) und Ursula Krönke (90) über ihre Erlebnisse bei der wöchentlichen „Atemfreude“-Gymnastik in der Kursana Residenz Hamburg erzählen, beginnen ihre Augen zu strahlen. „Marie Krüerke schafft es immer wieder, uns mit ihren erlebnisreichen Atemübungen mitzureißen“, sagt Ursula Krönke, die seit mehr als zwei Jahren bei der Seniorengruppe mitmacht. „Bei den Stunden kann ich körperlich und seelisch gut loslassen. Hinterher habe ich keine Verspannungen mehr, ich bekomme besser Luft und habe lange ein Lächeln auf den Lippen.“ Die beiden Bewohnerinnen freuen sich darüber, dass die ausgebildete Logopädin ihr erfolgreiches Konzept jetzt in Buchform veröffentlicht hat: „Atemfreude“, erschienen Ende Mai im Vincentz-Verlag, gibt  Mitarbeitern in Senioreneinrichtungen 14 komplett ausgearbeitete Gymnastikstunden an die Hand, die leicht in der Praxis umzusetzen sind.

„Als ich vor zweieinhalb Jahren in der sozialen Betreuung der Residenz zu arbeiten begann, wünschte sich die Leitung, dass ich zum Thema `Atmung und Bewegung´ eine Gruppe  aufbaue“, erzählt Marie Krüerke. „Dazu sind mir als erstes die plastischen Übungen, die von Assoziationen leben, eingefallen. Ich wollte ein heiteres Therapiekonzept entwickeln, bei dem auch gesundheitlich eingeschränkte und  demenziell erkrankte Senioren mitmachen können. Manchmal überrascht es mich selbst, dass der Zauber der spielerisch angelegten Atemfreude-Übungen bis heute anhält.“

Marie Krüerke stellt jede halbstündige Übungseinheit unter ein Motto und baut in der Mitte des Stuhlkreises ein passendes „Bühnenbild“ auf: Die gemeinsame Fantasiereise  kann an den Badesee, in den Zirkus oder auf den Wochenmarkt gehen. Die Renovierung eines Zimmers fürs Enkelkind kann ebenso Thema sein wie die Hochzeit des britischen Prinzen Harry. Ein Gedicht stimmt die Senioren auf das Geschehen ein, alle Übungen werden aus dem Kontext entwickelt. Kleine Überraschungen wie das Lutschen von Gummibärchen oder das Pusten von Seifenblasen gehören dazu. Das Konzept ist darauf angelegt, die Senioren aus der Reserve zu locken, ihre Erinnerungen zu aktivieren und mit einem „Denkzettel“ am Ende nachhaltige Wohlfühl- Impulse zu geben. Wenn sie zum Abschluss gemeinsam ein  Lied anstimmen, machen die Senioren die Erfahrung, dass ihre Stimmen durch die vertiefte Atmung und die aufrechtere Haltung deutlich klarer und kräftiger klingen.

Eine Umfrage unter den rund 20 Teilnehmern, die die Gruppe regelmäßig besuchen, hat ergeben, dass sich fast alle nach der „Atemfreude“ entspannt und aufgemuntert fühlen und sich ihre Atmung zum Positiven verändert hat. Ein Drittel gab sogar an, weniger Schmerzen zu haben. „Ich fühle mich nach der Stunde wie befreit“, betont Dora Capell und demonstriert, wie sie durch das moderate Training die Schultern leichter fallen lassen und den Brustkorb weiten kann. „Mittlerweile mache ich einige Übungen jeden Morgen vorm Spiegel.“ Und Ursula Krönke ergänzt: „Wenn die Luft knapp wird, stütze ich mich beim Gehen auf den Rollator. Das macht die Brust eng und führt zu Verspannungen. Die Atemfreude hilft mir, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.“

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