Ergotherapeutin Doris Fröhlig hat in der Begleitung der Senioren in der Kursana Residenz Hamburg ihre Berufung gefunden. ©Kursana

 
08.11.2017

„Menschen durch alle Abschiede begleiten“

Die ausgebildeten Sterbebegleiterinnen Tanja von Dahle und Doris Fröhlig unterstützen in der Kursana Residenz Hamburg die Bewohner und ihre Angehörigen.

Senioren, die in eine Pflegeeinrichtung umziehen, befinden sich in einer Lebensphase des Umbruchs: Sie verlassen ihre vertraute Umgebung und müssen sich von vielen Besitztümern trennen. Bei einigen ist der langjährige Partner verstorben, oder sie selbst sind durch eine Erkrankung gesundheitlich eingeschränkt. „Viele Bewohner müssen sich  hier erst einmal neu sortieren“, sagt Tanja von Dahle (49), die seit gut einem Jahr im ambulanten Bereich der Kursana Residenz Hamburg in der sozialen Betreuung arbeitet. „Bei Bedarf begleiten wir unsere Senioren durch alle Abschiede und schauen gemeinsam, wie die Verluste verarbeitet und ein Neubeginn gestaltet werden kann. Manchmal holen wir dazu auch Angehörige ins Boot und vermitteln in Krisen.“ Tanja von Dahle hat eine zweijährige Fortbildung zur „Sterbeamme“ gemacht, ihre Kollegin Doris Fröhlig (59) hat sich zur Lebens- und Trauerbegleiterin weiterbilden lassen und an der Ausbildung zur „Sterbeamme“ teilgenommen. So sind beide Frauen dazu qualifiziert, den Bewohnern der Niendorfer Senioreneinrichtung auch beim Abschied vom eigenen Leben Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.
„Ich weiß, dass ich nichts weiß – das ist wohl die wichtigste Erkenntnis, die ich bei meinen Ausbildungen und der praktischen Begleitung hier im Haus gelernt habe“, sagt Ergotherapeutin Doris Fröhlig, die seit 1988 in der Residenz arbeitet und die soziale Betreuung im stationären Pflegebereich leitet. „Bei jedem Menschen gilt es, vorurteilsfrei und achtsam wahrzunehmen, was er braucht. Ich gehe durch alle Höhen und Tiefen mit und versuche dabei zu helfen, Gefühle zum Ausdruck zu bringen und zu akzeptieren, was ist.“
Doris Fröhlig hat im letzten Jahrzehnt dabei mitgewirkt, der Abschieds- und Hospizkultur in der Residenz mehr Raum zu geben: Seither liegen im Todesfall Kondolenzbücher aus, die Mitarbeiter der Pflege haben Rituale für den Abschied von Bewohnern entwickelt. Im Foyer brennt für den Verstorbenen eine Kerze, und sein Sarg wird vom Bestatter durch den Haupteingang herausgetragen. „Der Tod wird nicht mehr totgeschwiegen“, sagt Doris Fröhlig. „Wir thematisieren auch in den Gruppen, wenn jemand fehlt. Die Gemeinschaft ist das Netz, das uns bis zum Schluss hält. Es kann tröstlich sein, mit den anderen über den Verlust zu reden oder gemeinsam ein Lied zu singen.“
Beide Frauen haben auch mehrfach Angehörige bei der Begleitung sterbender Bewohner unterstützt. „Es ist nicht leicht zu akzeptieren, wenn die Eltern oder der Partner nicht mehr können und ihr Leben loslassen wollen“, erzählt Tanja von Dahle. „Wenn Angehörige ihre eigene Position klären können, ist ein liebevoller Abschied leichter möglich.“ Beide Frauen haben sich aufgrund eigener schwerwiegender Verluste zur Sterbebegleiterin fortbilden lassen. Diese Erfahrung habe dem Tod ein Stückweit seinen Schrecken nehmen können und ihr Leben tiefer, vielfältiger und bunter gemacht, sagen sie. „Ich fühle mich lebendiger, “, betont Doris Fröhlig. „Und ich habe meine Freude daran, dass wir hier mit unseren Bewohnern jeden Tag das Leben feiern.“    

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