Hannelore Wulff und Alfred Bader haben sich als Bewohner der Kursana Residenz in Hamburg kennengelernt. ©Kursana

 
26.07.2018

Mit über 80 Jahren frisch verliebt

Nach dem Tod eines langjährigen Ehepartners fallen viele Senioren in ein tiefes Loch. Hannelore Wulff (85) und Alfred Bader (83) aus der Kursana Residenz Hamburg haben im hohen Alter ein neues Glück gefunden.

Eineinhalb Jahre lang sind Hannelore Wulff (85) und Alfred Bader (83) in der Kursana Residenz Hamburg aneinander vorbeigelaufen, bevor sie die Liebe traf wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Dabei war die attraktive Seniorin dem ehemaligen Betriebsingenieur der Hamburger Elektrizitätswerke durchaus aufgefallen. Und auch sie hatte den charmanten Plauderer am Nachbartisch des Restaurants der Niendorfer Senioreneinrichtung gern beobachtet. Doch ins Gespräch kamen beide erst, als sie sich in diesem Frühjahr zufällig auf dem Flur vor ihrem Appartement trafen. Hannelore Wulff lud ihren Mitbewohner ein, einen Blick in die eigenen vier Wände zu werfen. Er revanchierte sich am nächsten Tag und schenkte spontan Sekt in Biergläsern aus. Bei der Umarmung zum Abschied sagte sie, sie wolle einmal prüfen, ob sie ihn gut riechen könne. „Mich hat den ganzen Tag beschäftigt, ob ich diesen Test bestanden habe“, erzählt Alfred Bader lachend.

Wenn beide heute in der Nachmittagssonne auf Hannelore Wulffs Sofa sitzen, miteinander scherzen und einander immer wieder liebevoll berühren, können sie ihr spätes Glück kaum fassen. „Als meine Frau vor fünf Jahren nach 53 Jahren Ehe überraschend starb, empfand ich die Einsamkeit im großen Haus als erdrückend“, erzählt Alfred Bader. „Ich wollte den Verkauf selbst abwickeln, solange ich noch bei klarem Verstand bin und frühzeitig in eine Senioreneinrichtung ziehen. Hier bin ich versorgt und genieße den Rückhalt in der Gemeinschaft. Ich fühle mich wie Udo Lindenberg im Hotel Atlantik.“

Hannelore Wulff zog vor zwei Jahren in das betreute Wohnen, weil sie gesundheitlich angeschlagen war. Sie war nach dem Tod ihres dritten Ehemannes, den sie aufgrund seiner Demenzerkrankung sieben Jahre lang zu Hause gepflegt hatte, in ein tiefes Loch gefallen. Verdrängte Kriegserinnerungen kamen hoch, die sie als eine Art Beschäftigungstherapie niederschrieb. Ihr 2012 veröffentlichter autobiographischer Roman „Überall fremd oder Die Macht der Gefühle“ zeichnet ihren Lebensweg  mit extremen  Höhen und Tiefen nach: Als Zwölfjährige wurde sie bei der Flucht  aus Ostpreußen von der Familie getrennt. Aus der DDR floh sie nach West-Berlin, wo sie als Mannequin die Mode von Heinz Oestergaard auf den Laufstegen präsentierte. Als Ehefrau eines uruguayischen Diplomaten lernte sie das High Society-Leben kennen, später machte sie als Dolmetscherin bei Blohm und Voss Karriere.

„Ich habe ein abenteuerliches Leben geführt und viel erreicht, doch im Inneren habe ich mich immer nach bürgerlichem Glück mit einem Häuschen im Grünen gesehnt“, sagt sie. „Ist es nicht ein Wunder, dass ich mich mit 85 Jahren bei einem so verlässlichen Menschen wie Alfred zum ersten Mal geborgen fühlen kann?“ Seit Wochen verbringen die beiden jeden Nachmittag zusammen und tauschen sich über die gemeinsamen Wurzeln im Osten genauso wie über tagesaktuelle Themen aus. Täglich unternimmt das Paar einen langen Spaziergang, oft liest Hannelore Wulff dem neuen Partner aus ihrem Roman vor.

Die beiden Bewohner der Residenz wissen zu schätzen, dass sie durch den Umzug in eine Senioreneinrichtung unabhängig sind. „Wir werden einander niemals pflegen müssen“, betont Hannelore Wulff. „So können wir uns ganz auf die schönen Momente des Miteinanders konzentrieren.“ Und Alfred Bader ergänzt: „Für uns uralte Leutchen ist die Liebe der größte Ansporn, länger jung und gesund zu bleiben.“

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