Die guten Kontakte, die zu Bewohnern und Kolleginnen in der Nachtschicht entstehen, weiß Hannelore Blank (56) in der Kursana Residenz Hamburg zu schätzen.©Kursana

 
21.03.2017

„Nachts öffnen sich die Herzen“

Altenpflegerin Hannelore Blank (56) arbeitet seit 37 Jahren in Senioreneinrichtungen ausschließlich im Nachtdienst.

Für Hannelore Blank (56) beginnt der Arbeitstag, wenn sich andere Berufstätige auf einen gemütlichen Feierabend einstimmen. Seit 37 Jahren arbeitet die gelernte Krankenpflegehelferin ausschließlich im Nachtdienst von Pflegeeinrichtungen. In den letzten 27 Jahren betreut sie im hauseigenen ambulanten Dienst der Kursana Residenz Hamburg zusammen mit einer Kollegin die Bewohner der 299 Appartements, die nachts Unterstützung brauchen. „Ich habe begonnen nachts zu arbeiten, als das erste meiner drei Kinder geboren wurde. Die Nachtschichten ließen sich damals perfekt mit dem Familienleben vereinbaren“, erzählt Hannelore Blank, die sich selbst als „Nachteule“ bezeichnet. „Das Arbeiten in der Nacht entspricht nicht nur meinem persönlichen Rhythmus. Ich möchte auch die besondere Stimmung bei der nächtlichen Pflege nicht  missen. Denn nachts öffnen sich die Herzen.“

An rund 16 Abenden pro Monat beginnt die Nachtschicht für Hannelore Blank und eine weitere Kollegin um 20.00 Uhr und dauert bis um 6.45 Uhr am nächsten Morgen.  Nach der  Dienstübergabe von der Tagschicht beginnt sie, bis zu acht Senioren für die Nachtruhe vorzubereiten. „Dies sind Menschen, zu denen mit der Zeit eine enge, fast familiäre Bindung entsteht“, erzählt sie. „Abends ist es nicht so hektisch, da bleibt Zeit für ein persönliches Wort.“ Oft schon war Hannelore Blank Seelentrösterin und gefragte Ratgeberin. „Ich spende Trost, wenn Kinder oder Freunde sterben. Und ich höre zu, wenn jemand Liebeskummer hat, der sich im hohen Alter noch einmal auf Partnersuche macht“, sagt sie. Durch die persönliche Nähe kommen manchmal auch ganz unfreiwillig Themen auf. „Einmal ist mir aus dem Bett einer fast 80-jährigen Bewohnerin ein Vibrator vor die Füße gekullert“, erinnert sich Hannelore Blank lächelnd. „Danach konnten wir ganz offen über intime Dinge reden.“

Um 23 Uhr und um 3 Uhr und 5 Uhr morgens macht sie Kontrollgänge bei pflegebedürftigen Bewohnern, lagert sie um, wechselt Inkontinenzeinlagen oder verabreicht Medikamente.  Durch das Telefon, das sie am Gürtel trägt, ist Hannelore Blank für die Nachtwache an der Rezeption, bei der die nächtlichen Anrufe der Bewohner eingehen, jederzeit erreichbar. „Die Palette der Wünsche ist vielfältig: Da geht es vom Lüften und Ausschütteln des Kopfkissens über das Füttern der Katze bis hin zu echten Notrufen, wo jemand Schmerzen hat“, erzählt sie. „In solchen Situationen trage ich die Verantwortung und muss reagieren. Das schweißt unser kleines Team, mit dem wir hier nachts die Stellung halten, zusammen.“

Mit den drei Kolleginnen, die außer ihr ausschließlich in der Nachtschicht tätig sind und genauso wie sie mit 19 bis 30 Jahren langjährige Mitarbeiterinnen der Residenz sind, ist Hannelore Blank sogar privat befreundet. „Viele Bekannte haben kein Verständnis dafür, wenn ich wegen meiner Arbeit nicht an Feiern oder Ausflügen teilnehmen kann“, erzählt sie. „Auch meine Ehe ist daran gescheitert, dass mein Mann und ich uns irgendwann nur noch die Klinke in die Hand gegeben haben.“ Dennoch möchte Hannelore Blank ihre Nachtarbeit nicht missen: Sie genießt es, nach Dienstschluss mit ihrem Hund einen langen Spaziergang zu machen. Und mit ihrem neuen Lebensgefährten eine Partnerschaft zu führen, in der wenig Routine aufkommen kann. „Wenn ich nach drei Arbeitsnächten zwei komplett freie Tage habe, kann ich meine Freizeit wunderbar genießen“, sagt die überzeugte „Nachteule“.

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