Lotti Wettwer aus der Kursana Residenz Hamburg hat bei ihren täglichen Spaziergängen Freude daran, die Natur mit allen Sinnen zu genießen. ©Kursana

 
21.02.2022

Schöne Momente ganz bewusst erleben

Beim „Achtsamkeits-Nachmittag“ in der Kursana Residenz Hamburg haben die Senioren Freude an besinnlichen und sinnlichen Erlebnissen in der Gemeinschaft

Ist das Mode-Thema „Achtsamkeit“ nur etwas für gestresste junge Leute? Oder können auch Senioren davon profitieren, wenn sie sich ganz bewusst und mit allen Sinnen auf den gegenwärtigen Moment einzulassen versuchen? Als Ende vorigen Jahres in der Kursana Residenz Hamburg zum ersten Mal ein „Achtsamkeits-Nachmittag“ auf dem Veranstaltungsplan stand, war Bewohnerin Lotti Wettwer (89) eine von 15 Teilnehmenden, die sich unter Wahrung der geltenden Corona-Hygieneregeln in der Bibliothek trafen. Eine der Übungen bestand darin, sich eine Viertelstunde Zeit zu nehmen, um eine Mandarine zu schälen und zu verzehren.

„Das war anfangs wirklich sehr irritierend“, erzählt die gebürtige Hamburgerin, die ihr Leben lang im Stadtteil Niendorf zu Hause ist und dort seit Herbst 2019 ein Appartement der Senioreneinrichtung bewohnt. „Aber dann habe ich mich auf den angenehmen Geruch konzentriert und mir ganz genau angeschaut, wie hübsch die Mandarine mit ihren Spalten aufgebaut ist. Diese ganz langsam zu essen und den Geschmack wirklich wahrzunehmen, war ein besonderer Genuss.“  Auch beim zweiten „Achtsamkeits-Nachmittag“, der dem Thema „Werte“ gewidmet war, war die Seniorin wieder dabei. Bei diesem Treffen suchte sie aus einer umfangreichen Liste diejenigen Werte heraus, die ihr für das heutige Leben am wertvollsten sind. Bald standen Liebe, Vertrauen, Ehrlichkeit, Fleiß und Freundschaft auf ihrer Liste. Dann ließen sich die Bewohner durch Übungen wie beispielsweise eine Traumreise dazu inspirieren zu überlegen, wie diese Werte in der herausfordernden Zeit der Pandemie ein Licht für sich und andere sein könnten.

„Ich habe von einigen Bewohnern die Rückmeldung bekommen, dass sie sich nach der Stunde weiter mit dem Thema beschäftigt und sich dazu ausgetauscht haben“, sagt Marie Krüerke von der sozialen Betreuung, die das Konzept der „Achtsamkeits-Nachmittage“ entwickelt hat. Auch Frau Wettwer empfand die Besinnung auf das, was ihr im Leben wichtig ist, als Bereicherung für den Alltag. „Die Geborgenheit in meiner Familie ist das Wichtigste. Ich genieße besonders die gemeinsamen Spaziergänge mit meiner Tochter im Niendorfer Gehege, an der Alster oder im Stadtpark“, sagt die Seniorin, die durch 20 Jahre Yoga und Erlebnisse wie eine Fastenreise mit dem Thema „Achtsamkeit“ vertraut ist. „Man lässt sich so schnell ablenken. Dabei lohnt es sich, voll und ganz bei einer Sache zu bleiben und den Moment bewusst auszukosten.“

So haben ihre täglichen Spaziergänge und ihre große Freude an der Natur der Seniorin geholfen, mit dem Tod ihres Mannes 2019 und dem einer Tochter im vergangenen Jahr zu leben. Die ehemalige Verkäuferin in einem Lederwarengeschäft weiß die schönen Blumen auf ihrem Balkon und ein nettes Gespräch auf dem Weg zum Fahrstuhl genauso wie eine Verabredung mit Mitbewohnern zum gemeinsamen Spaziergang oder im Café der Residenz zu schätzen. Besondere Höhepunkte sind für sie die monatlichen Lesungen im hauseigenen Theatersaal. Und auch den nächsten „Achtsamkeits-Nachmittag“ in der Residenz möchte Frau Wettwer auf keinen Fall versäumen. „Ich habe gelernt, dass man viel zur eigenen Zufriedenheit beitragen und so auch im Alter ein schönes Leben führen kann“, sagt sie.

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