Bewohnerin Ingrid Kremser (89) vor ihrem Lieblingsquilt, dem „Blauen Wunder“, der derzeit zusammen mit weiteren Patchwork-Arbeiten in der Kursana Residenz Hamburg ausgestellt wird. ©Kursana

 
11.10.2021

Senioren erleben „Das blaue Wunder“

Mit der Ausstellung ihrer kunstvoll gefertigten, farbenprächtigen Quilts bringt Ingrid Kremser (89) aus der Kursana Residenz Hamburg gute Laune in das Leben ihrer Mitbewohner

Die leuchtenden Farben, die raffinierten Motive und die kunstvolle Verarbeitung machen die Wandteppiche von Ingrid Kremser zu einer Augenweide, der sich kaum ein Mitbewohner entziehen kann. Seit eine Auswahl ihrer selbst gefertigten Quilts die Wände im Foyer der Kursana Residenz Hamburg schmückt, ist die 89-Jährige mehrfach auf ihre Ausstellung angesprochen worden. „Das Interesse und die Wertschätzung meiner Mitbewohner tun mir sehr gut“, sagt die ausgebildete Schneiderin, die ihre Leidenschaft für Patchwork-Arbeiten vor vierzig Jahren auf einer USA-Reise entdeckt hat. Besonders stolz ist sie auf ihren 1,50 Meter mal 1,20 Meter großen, schwungvoll gestalteten Traum in Blautönen, den sie „Das blaue Wunder“ getauft hat. „Da eine Anleitung für dieses Muster damals nicht zu bekommen war, habe ich es nach einem Foto in meiner Lieblingsfarbe Blau nachgearbeitet“, erzählt sie. „Wenn so ein Werk dann nach Hunderten Arbeitsstunden fertiggestellt ist, ist es eine große Erfüllung und Freude für die Seele.“

Das akkurate Nähen hat die Künstlerin an der Nähmaschine genauso wie das Zuschneiden und Entwerfen von Schnittmustern im Rahmen ihrer Ausbildung bei einem Maßschneider für Herrenmode in Gemünd in der Eifel gelernt. Nach der Hochzeit war die dreifache Mutter lange Jahre nicht berufstätig, sondern nähte und strickte für die Kinder. Erst Ende der 1970er Jahre begann sie, im eigenen Haus in Hanstedt in der Nordheide Nähkurse für Bekleidung und später für das Quilten zu geben. Besonders wenn ihr Mann beruflich längere Zeit im Ausland war, lebte sie ihre Leidenschaft für die geliebte Handarbeit aus. „Dann habe ich mir an einem Tag einen Stoff gekauft und am nächsten war ein wunderschönes Kleid fertig“, erinnert sich Ingrid Kremser lächelnd. Später entwarf sie eigene Vorlagen für Quilts und breitete die gesteckten Stoff-Quadrate auf der heimischen Tischtennisplatte aus, bevor sie sich dem „Nährausch“ hingab. Die kreative Arbeit half Ingrid Kremser auch, als sie 2016 nach einer Hirnoperation viele Fähigkeiten neu erlernen musste. „Ich hatte den Ehrgeiz, einen angefangenen Quilt mit dreidimensionalem Muster fertigzustellen“, sagt sie. „Es hat Wochen gedauert. Aber ich habe gelernt, dass man mit einem starken Willen und Freude bei der Arbeit vieles schaffen kann.“

Als Ingrid Kremser und ihr Mann Anfang 2020 in die Niendorfer Seniorenresidenz zogen, dauerte es nicht lange, bis auch hier ihre Nähmaschine zum Einsatz kam. In der Anfangszeit der Corona-Pandemie nähte sie weit über hundert Schutzmasken für Mitarbeiter und Mitbewohner. „Es tat gut, in dieser schwierigen Zeit etwas Nützliches zu tun“, sagt Ingrid Kremser, die in den vergangenen Monaten viele Paare selbst gestrickter Socken für den nächsten Adventsbasar in der Residenz angefertigt hat. „Da wir alle lange Zeit eher zurückgezogen gelebt haben, konnte ich leider noch nicht viele neue Kontakte in der Residenz knüpfen.“ Umso mehr genießt die Seniorin jetzt die Gespräche, die sich auf dem Weg ins Restaurant über „Das blaue Wunder“ und ihre anderen wunderschönen Patchwork-Arbeiten ergeben.

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