Vom Birnbaum bis Effi Briest

Mit einer Theodor Fontane-Lesung hat der Schauspieler Hajo Mans in der Kursana Residenz Hamburg für Furore gesorgt.

Seine schönsten Gedichte und Balladen, Sprüche, Briefe und natürlich Effi Briest – manche Texte waren für die Bewohner der Residenz in Niendorf alte Bekannte, andere galt es zu entdecken. „Schon das Bekannte war so emotional und eindrucksvoll, dass man sogar den Birnbaum neu erlebte“, schwärmte die Bewohnerin Christel Hansen (87) im Anschluss. Mit „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ eröffnete Hajo Mans die Lesung. Ein Gedicht, das viele Senioren mitsprechen konnten und dessen plattdeutsche Passagen der aus dem Rheinland stammende Schauspieler souverän meisterte.

Große Emotionen dann, als Hajo Manns das Schicksal von Effi Briest beschrieb und aus dem bedeutenden Gesellschaftsroman vorlas. Und schließlich Spannung und Dramatik beim Gedicht „John Maynard“, das von einem Schiffsunglück handelt und mit einer tragischen Rettung endet. Noch zehn Minuten bis Buffalo: „Alle waren ganz still, man hätte eine Stecknadel fallen hören“, erzählt Christel Hansen. Aber nicht nur die bewegenden Ereignisse faszinierten die Bewohner, sondern auch der Facettenreichtum des Vortrags und die Professionalität des Sprechers. Die vielen Nuancen seiner Stimme, mit der Hajo Mans es schaffte, eine Handlung lebendig werden zu lassen und jeder Textpassage eine eigne Note zu verleihen.

Auch über das Leben des Schriftstellers erfuhren die interessierten Senioren spannende Details. Hajo Mans las aus dem Briefwechsel mit der Tochter Martha vor und erzählte von Fontanes Tätigkeit als Journalist und Kriegsberichterstatter. Dabei zeigte er, dass viele seiner Äußerungen auch nach fast 200 Jahren eine verblüffende und oft beklemmende Aktualität besitzen.

Unter tosendem Applaus beendete der Schauspieler nach einer guten Stunde seine Lesung. Die Bewohner bedankten sich überschwänglich und baten ihn, doch bald wiederzukommen. Eines hatte er schon jetzt erreicht: das Interesse an Literatur neu zu entfachen. Schon kurze Zeit nach der Lesung waren Effi Briest und andere Werke von Theodor Fontane in der hauseigenen Bibliothek bereits entliehen.

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