Die „Englischschüler“ in fröhlicher Runde mit Initiatorin und Mitbewohnerin Helga Koch (3.von rechts), Foto: Kursana

 
09.12.2022

Vom Wort zum einfachen Satz

Einmal pro Woche kann man in der Bibliothek in der Kursana Residenz Niendorf ungewohnte Worte hören. Da geht es um door, window, dog, morning, evening und anderes mehr.

Was da hinter der geschlossenen Tür passiert, ist schnell erklärt: Zehn Bewohnerinnen und Bewohner üben sich in der englischen Sprache.

Angeregt hat die kleine Englischstunde Helga Koch. Die 88-Jährige lebt seit dem Sommer in der Residenz am Ernst-Mittelbach-Ring. „Als ich hierher kam, habe ich überlegt, wie ich meine neuen Nachbarn am besten kennenlernen könnte“, erzählt die Hamburgerin. An Kursen, bei denen man geschickte Hände braucht, könne sie wegen der Arthrose nicht teilnehmen. Aber ein Englischkurs wäre schön. Bei der Hausleitung traf sie auf positive Resonanz. Viel Vorbereitung war nicht notwendig. Also ging es los.

Die Gruppe lernt spielerisch. Jeder notiert auf einem Zettel einen Alltagsbegriff auf Englisch und auf Deutsch und legt ihn in einen Karton. Der geht dann reihum und jeder zieht einen Zettel und versucht dann, den Begriff auf Englisch zu umschreiben. Das macht allen großen Spaß und Helga Koch berichtet stolz, dass jeder Teilnehmer inzwischen schon einfache Sätze formulieren kann. „Es geht mir nicht darum, dass hier jeder bald fließend Englisch spricht“, erklärt sie ihre Motivation. Alle hätten Vorkenntnisse und Freude daran, scheinbar vergessene Vokabeln wieder hervorzuholen. Und sie freut sich, mit Mitbewohnern in Kontakt zu sein.

Das Angebot ist sehr gefragt. Es gibt eine Warteliste. Doch mehr als zehn „Schüler“ sind nicht möglich. Die Teilnehmer seien schließlich alt, alles geht langsamer, viele sprechen sehr leise. Eine größere Gruppe wäre für alle Beteiligten anstrengend. Die Freude und der Spaß würden verloren gehen.

Bleibt zu klären, wieso Helga Koch so gut Englisch spricht. Das wäre bereits eine andere, sehr in interessante Geschichte. Nur so viel sei verraten: Sie war 1956 die erste deutsche Stewardess bei der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm, lebte in New York.

Zur Übersicht