Hündin Lucy von Silke Seidl (rechts) kann Türen öffnen und den Zugang auch zu an Demenz erkrankten Senioren ermöglichen.

 
18.01.2019

Lucy gibt Impulse und sorgt für Entspannung

Otzberg. Im Kursana Domizil Otzberg wird Besuch erwartet und zwar ein ganz besonderer. Viele Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeeinrichtung haben sich im gemütlichen Gemeinschaftswohnzimmer am Tisch auf den Stühlen und in den Sesseln bequem gemacht. Dann geht die Tür auf, und Silke Seidl kommt herein. Sie ist nicht allein, sondern hat eine Begleiterin an ihrer Seite, die heute die Hauptrolle spielt: Die Hündin Lucy, ein dreijähriger Australian Labradoodle.

Plötzlich wird es lebendig. „Hund, komm her zu mir, komm“, ruft ein Mann, der bisher teilnahmslos in der Runde saß. Er richtet sich auf. Auch der ausgebildete Therapiehund hebt den Kopf. Silke Seidl holt eine Schachtel mit Mohrrübenscheiben aus ihrer Tasche und geht mit Lucy zum Tisch. Eine alte Dame fasst nach aufmunternden Worten zögerlich in die Schachtel, holt ein Stückchen Mohrrübe heraus und hält es der Hündin hin. Die legt ihr behutsam die Vorderpfoten auf die Knie und nimmt das Leckerli mit spitzen Lippen. Die an Demenz erkrankte Frau lächelt.

„Wollen Sie Lucy mal streicheln?“ fragt Silke Seidl. Langsam hebt die alte Dame die Hand und legt sie auf den Hundekopf. Sie spürt das weiche Fell und bewegt vorsichtig die Hand. Dann lässt sie sich in ihren Sessel zurücksinken. Das Lächeln bleibt. „Die Begegnung mit Lucy und die Berührung des Tieres geben den Senioren Impulse. Sie reagieren auf die kluge Hündin, die sich ohne Hast jedem nähert. Lucy beruhigt und sorgt für Entspannung“, sagt Thorsten Fitz, Direktor des Kursana Domizils.

Die Kontaktaufnahme zu Demenzkranken ist schwierig. Auf die Hündin hingegen reagieren manche Senioren stärker als auf menschliche Kontakte. Die Reaktionen bei den Älteren, die früher selbst einen Hund hatten, sind noch deutlicher. Therapiehunde wie Lucy nehmen Kontakt naturgemäß auf der emotionalen Ebene auf, und so kommt es zur sogenannten basalen Stimulation, einem Reiz der Sinne durch das Berühren des Fells, der feuchten Zunge oder den Blick in die freundlichen Hundeaugen.

Silke Seidl kommt abwechselnd mit einer Kollegin und deren Rüden Percy alle 14 Tage ins Haus Dreispitz Am Hengert. Ihre Arbeit mit den Hunden und den Senioren machen sie ehrenamtlich im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes, mit dem Kursana einen Vertrag für diese Art der Therapie hat.

All das öffnet einen Zugang zur Umgebung, es fällt quasi ein Licht in die Dunkelheit. Mehr noch. Bei den an Demenz erkrankten Senioren ist sogar Vorfreude auf den Hundebesuchstag spürbar. „Wenn wir Lucy oder Percy ankündigen, dann wollen alle dabei sein. Da spürt man schon eine freudige Erwartung“, so die Erfahrung von Direktor Thorsten Fitz.

 

 

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