Dorle Burgdorf (dritte von links) schaut gespannt beim Memory-Spiel zu - Quelle. Kursana

 
07.10.2014

Brettspieler zu Gast

Im Kursana Domizil Seelze bei Hannover finden die Bewohner spielend neue Vertraute – beim allmonatlichen „Zocken“ mit den „Letteraner Brettspielern“.

"Die Dorle hat mal wieder ordentlich Schwung"


Zaghaft spannt Margot Hamann das Expander-Gummiband. Als die 84jährige die Holzscheibe loslässt, schlittert ihre Spielfigur müde über das Brett. Ihre Mitspielerin Dorle Burgdorf, 55, hingegen schießt beim Geschicklichkeitsspiel „quamico“ übers Ziel hinaus – die Scheibe der ehemaligen Erzieherin fliegt im hohen Bogen auf den Fußboden. Die Zuschauerinnen auf dem Sofa haben ihren Spaß mit den ungleichen Spielerinnen. „Die Dorle hat mal wieder ordentlich Schwung“, bringt es Margot Hamann lachend auf den Punkt.

 

Gleich nebenan probiert eine Runde im Foyer vom Kursana Domizil Seelze ein neues Memory-Spiel aus. Wieder andere Spieler tüfteln im Restaurant konzentriert vor ihren Rummikub-Steinen. Beim Golfspiel will  Marianne Gruse, 91 – angefeuert von Dorles Ehemann Erich, 66 - die Rekordmarke knacken. Seit 2012 bringen die „Letteraner Brettspieler“ mit ihrem allmonatlichen Spielenachmittag Lebensfreude ins Haus.

 

„Dabei hat früher niemand von uns daran gedacht, sich ehrenamtlich zu engagieren“, erzählt Dorle Burgdorf, die ihre Spielerfreunde anfangs im heimischen Wohnzimmer empfangen hat. Als es dort zu eng wurde, kam 2011 das Angebot von Direktorin Elisabeth Mechelhoff, 60, das Kursana-Restaurant für Treffs und Turniere zu nutzen, gerade recht. Schnell wuchs die Gruppe auf vierzig Spieler zwischen 25 und 65 Jahren. Und bald gesellte sich der erste Bewohner zu ihrer Runde.

 

„Wir lernten hier immer mehr liebenswerte Menschen kennen und verloren so die Berührungsängste vor den Themen Alter, Demenz und Tod“, sagt Dorle Burgdorf. „Der Wunsch, etwas zurückzugeben, kam dann wirklich von Herzen.“ So bauten die „Zocker“, wie sie im Haus liebevoll genannt werden, für den Termin am Nachmittag extra  einige Großspiele in Handarbeit. Bald begannen sie bei den Kursana-Festen mit anzupacken und die Bewohner zu Stadtteilfesten zu begleiten. Für Dorle und Erich Burgdorf ist es heute auch selbstverständlich, ihre vertrauten Spielkameraden im Domizil zu besuchen, wenn diese krank sind. Und zuzuhören, wenn sie etwas auf dem Herzen haben.

 

 „Als ich hier einzog, konnte ich nicht mehr laufen. Das hat mich sehr belastet“, erinnert sich Margot Hamann. „Dorle hat immer ein Ohr für mich. Wenn ich mit ihr Zeit verbringe, kann ich abschalten.“ Mittlerweile schnippen die beiden ihre Holzscheiben elegant durch das Tor ins gegnerische Spielfeld – wer gewinnt, ist den Frauen dabei ganz egal. „Ich gehe nach so einem Nachmittag immer erfüllt nach Hause“, sagt Dorle Burgdorf. „Hier habe ich gelernt, die kleinen, schönen Momente intensiv zu genießen.“

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