Der Hausfotograf der Residenz

Seit bald 65 Jahren ist Günter Frank (84) begeisterter Hobby-Fotograf. Heute erfreut er die Mitbewohner in der Kursana Residenz Wedel mit seinen Bildern.

Unter den Senioren in der Kursana Residenz Wedel heißt Bewohner Günter Frank nur „der Fotograf“, denn ohne seine Kamera geht der 84-Jährige nicht aus dem Haus. „Seit bald 65 Jahren habe ich den Fotoapparat immer dabei“, erzählt der gebürtige Kieler, der die Leidenschaft fürs Fotografieren schon während der Lehrzeit in einem pharmazeutischen Großhandel in seiner Heimatstadt entdeckte. „Auf dem Weg zur Arbeit kam ich täglich an einem Fotogeschäft vorbei“, erinnert sich Günter Frank. „Dort kaufte ich meine erste Kamera fürs Format 6 mal 6: Es war eine Baldix, eine damals sehr bekannte Balgenkamera. Bald nach dem Abschluss der Lehrzeit 1953 wurde ich Mitglied eines Fotoclubs in Kiel und legte mir eine Voigtländer Vito B-Kleinbildkamera zu. Mit ihr konnte ich nach Herzenslust fotografieren, und die ersten Veröffentlichungen ließen auch nicht lange auf sich warten.“

Das erste Foto von Günter Frank, das in den „Kieler Nachrichten“ abgedruckt wurde, zeigte ein modernes Fahrgeschäft auf dem Jahrmarkt. Doch viel mehr interessierte den Sohn eines Technikers bei der Kriegsmarine das Leben im Kieler Hafen, auf dessen Werften nach dem Krieg zahlreiche Tanker vom Stapel liefen. „Damals boten die Werften bei Stapelläufen noch freien Zugang ohne große Kontrollen, so dass ich dort einige Fotoserien schießen konnte“, erzählt Günter Frank. Zahlreiche Bilder aus dieser Zeit wurden 2003 als historische Dokumente in den Bildband „Kiel – die Werft war unser Leben“ aufgenommen: Die Bilder zeigen  die Werftarbeiter, so wie es damals üblich war, noch ohne Schutzanzüge, Sicherheitsschuhe und Helme bei der Arbeit.

Auf ein Motiv von der Gorch Fock ist Günter Frank besonders stolz: Es zeigt das Segelschulschiff der deutschen Marine, nachdem es die Besatzung zum Landgang verlassen hat. Der Kapitän lehnt entspannt an einem Mast, die Bordwache steht an der Reeling, ein Matrose krault den Bordhund Whisky. In einem Bildband zur 50. Kieler Woche wurde es als Zeitdokument abgedruckt. Als ihn sein Beruf 1960 nach Düsseldorf führte, baute Günter Frank Kontakt zur „Rheinischen Post“ auf. Er begann außerdem, Sommerfeste in einer benachbarten Schule zu fotografieren und versorgte die Lehrer mit Bildern, die bald das Treppenhaus der Schule schmückten.

Heute dokumentiert Günter Frank das Leben in der Kursana Residenz Wedel, in der er seit drei Jahren lebt: Seine Fotos wurden bereits zahlreich im Hauskurier gedruckt. In einem Wechselrahmen im Foyer der Senioreneinrichtung zeigt er Fotos der Wedeler Au im Laufe der Jahreszeiten. Rehe, Fischreiher und Fasane kann er sogar direkt vom Fenster  seines Appartements aus beobachten und mit seinem 400 mm Teleobjektiv auf einem Foto verewigen. Einige Bilder von der Pflanzenwelt im Frühjahr wurden auch in der Wedeler Presse abgedruckt.

„Ich habe auch schon einer Mitbewohnerin der Pflegeabteilung, die wegen einer Erkrankung ans Bett gebunden ist, im Beisein einer Pflegerin ein Foto überreicht. Es ist schön, wenn ich anderen mit meinen Bildern eine Freude machen kann“, sagt Günter Frank, der sein Hobby im Alter besonders zu schätzen weiß. „Beim Fotografieren entdeckt man das Leben jeden Tag neu. Langeweile ist für mich ein Fremdwort.“