Waldemar Paulsen (70) konnte in den 1970er und 80er Jahren als Zivilfahnder der Davidwache hinter die Kulissen des Rotlichtmilieus auf dem Hamburger Kiez blicken. ©privat

 
15.09.2017

Insiderbericht von der sündigen Meile

Waldemar Paulsen, ehemaliger Zivilfahnder auf St. Pauli, las in der Kursana Residenz Wedel aus seinem Buch „Meine Davidwache – Geschichten vom Kiez“

Käufliche Liebe, Revierkämpfe und skurrile Kiez-Originale gehörten für Waldemar Paulsen (70) in den 1970er und 80er Jahren zum Alltag. Was der ehemalige Zivilfahnder von der Davidwache, der den Spitznamen „Rotfuchs“ trug, in seinem Berufsleben erlebte, hat er als Pensionär in mittlerweile zwei Büchern verarbeitet. Vor zahlreichen Bewohnern und Gästen las der begnadete Geschichtenerzähler im Theatersaal der Kursana Residenz Wedel aus seinem Erstling „Meine Davidwache – Geschichten vom Kiez“.
„Ich berichte als Zeitzeuge aus dem Rotlichtmilieu von einer Ära, in der noch Lust und Laster dominierten. Es war die Zeit der Doppelmoral, denn St. Pauli war damals für die hanseatische Gesellschaft tabu“, erzählt Waldemar Paulsen, der heute im beschaulichen Friedrichskoog an der Nordseeküste lebt. „Das alte St. Pauli, wie ich es erlebt habe, starb 1987: Damals schloss das Eros-Center seine Pforten, denn die Einnahmen durch die Prostitution brachen drastisch ein. Die Aidswelle war auf dem Zenit, die „Weiße Dame“ Kokain und Heroin kam immer häufiger zu Besuch, und die Luft wurde durch Leute wie den Lohnkiller Werner alias „Mucki“ Pinzner immer bleihaltiger.“
Waldemar Paulsen berichtet in seinem Buch von Begegnungen mit Halbweltgrößen und RAF-Terroristen, Damen des erotischen Gewerbes und brutalen Serienmördern. Eine Schießerei hat ihn selbst fast das Leben gekostet. Aus exakt 41 Jahren und 150 Tagen Dienstzeit kann der ehemalige Kriminal-Hauptkommissar aus dem Vollen schöpfen. Ende August dieses Jahres erschien unter dem Titel „Bürde der Lust“ sein erster St. Pauli-Krimi. Bei der Lesung konnten beide Bücher handsigniert erworben werden.

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