Einmal wöchentlich treffen sich die Bewohner Wolfgang Stein (l.) und Gerhard Polchow zum Tischtennis-Training im Gymnastikraum der Kursana Residenz Wedel. ©Kursana

 
28.08.2024

Mit Tischtennis zu mehr Lebensfreude

Wolfgang Stein (74) bekam vor sieben Jahren eine Parkinson-Diagnose, Gerhard Polchow (76) ist seit acht Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Bei ihrer neuen sportlichen Aktivität in der Kursana Residenz Wedel vergessen die beiden Senioren ihre körperlichen Einschränkungen.

Als vor drei Monaten eine Tischtennisplatte in der Kursana Residenz Wedel aufgebaut wurde, waren die beiden Bewohner Wolfgang Stein (74) und Gerhard Polchow (76) erst einmal skeptisch: Würde ihnen angesichts ihrer körperlichen Einschränkungen nach jahrzehntelanger Pause eine Rückkehr zum früheren Lieblingssport gelingen? Beide nahmen die Herausforderung an, trainierten regelmäßig und profitieren ein Vierteljahr später deutlich von der körperlichen Aktivität. „Tischtennis ist eine Auszeit von meiner Krankheit, weil ich beim Spielen keine Behinderung erlebe“, sagt Wolfgang Stein, der vor sieben Jahren eine Parkinson-Diagnose erhielt. Und sein Spielpartner Gerhard Polchow, der seit 2016 auf einen Rollstuhl angewiesen ist, ergänzt: „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass meine Koordination und mein Reaktionsvermögen in diesem Maße zurückkommen können.“ Was beide Männer eint, ist zudem der große Spaß beim Spielen.

Wolfgang Stein hatte schon vor einiger Zeit im Vortrag eines Parkinson-Experten gehört, dass die positive Wirkung des Tischtennis-Spiels auf seine Erkrankung nachgewiesen werden konnte. Es verbessert die Auge-Hand-Koordination, fördert die reflektorische Bewegung und lockert die Muskulatur, so dass Tischtennis mittlerweile als therapeutisches Mittel bei Parkinson anerkannt ist. Der ehemalige Sachgebietsleiter im Finanzamt war früher in einer Betriebssportgruppe über 30 Jahre in den Bereichen Fußball, Leichtathletik und Volleyball aktiv und spielte im Freundeskreis regelmäßig Tischtennis. Im Frühjahr dieses Jahres begann Wolfgang Stein, zusätzlich zur Physiotherapie wieder einmal wöchentlich mit einem Freund Tischtennis zu spielen. Kurz darauf schaffte er eine gebrauchte Tischtennisplatte für die Residenz an, um regelmäßig trainieren zu können. „Im Alltag erlebe ich, dass sich die Symptomatik verschlechtert“, sagt er. „Doch das Spielen funktioniert fast wie vor dreißig Jahren. Das macht mir Mut.“

Gerhard Polchow fühlte sich gleich angesprochen, als über das schwarze Brett der Residenz ein Tischtennispartner für Wolfgang Stein gesucht wurde. Der ehemalige Elektriker bei der Bundesbahn war viele Jahre im Eisenbahn-Turn- und Sportverein Altona aktiv und hat mit Kollegen manches Mal nach Dienstschluss stundenlange Turniere an der Tischtennisplatte ausgefochten. Nach einem Arbeitsunfall 1998 und zahlreichen Operationen musste Gerhard Polchow zwar seine sportlichen Aktivitäten aufgeben. Doch er trainiert regelmäßig mit einem privaten Übungsprogramm und Physiotherapie die Rumpfmuskulatur, um seinen Sport-Rollstuhl nutzen zu können. Tischtennis wird Rollstuhlfahrern empfohlen, weil es Kraft, Ausdauer, Koordination und Balance fördert und als risikoarm gilt. „Als ich dann im Sitzen meine ersten Ball-Angaben ausprobiert habe, dachte ich: Das wird nie klappen“, erzählt Gerhard Polchow schmunzelnd. „Außerdem habe ich nach jedem Spiel ganz schön mit Muskelkater zu tun. Doch mich hat motiviert, dass ich mit der Zeit immer mehr Fähigkeiten abrufen konnte. Inzwischen kann ich mein Gegenüber wie früher beim Spiel aus der Reserve locken. Das zu erleben, tut meiner Seele gut.“

Die beiden Bewohner spielen einmal wöchentlich zusammen und trainieren zudem regelmäßig in Einzelstunden mit Betreuungskraft Katrin Hagedorn, die früher selbst Tischtennis im Verein gespielt hat. Sie steckt den Rahmen für das gemeinsame Spiel, gibt Ansporn und behält im Blick, dass niemand über seine Grenzen geht. „Die beiden Bewohner sind mit großem Eifer und viel Spaß dabei und können ihr Spiel kontinuierlich verbessern. Mittlerweile bringen sie mich manches Mal ganz schön ins Schwitzen“, erzählt sie. „Für mich sind beide tolle Vorbilder dafür, dass man trotz einer Erkrankung sportlich aktiv werden kann.“ Das Team der sozialen Betreuung möchte künftig noch mehr Bewohnerinnen und Bewohner für die neue Aktivität gewinnen und vielleicht sogar kleine Hausturniere veranstalten, um Spiel und Spaß zu fördern.   

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