Die Bewohner, Besucher und Mitarbeiter freuen sich über den Auftritt des 43-jährigen Pflegers und ausgebildeten Sängers Pablo Bottinelli. Quelle: Kursana-Pressefotos
In der Senioreneinrichtung Kursana Villa Hannover sollen künftig die Talente der Mitarbeiter regelmäßig in das Programm für die Bewohner miteingebunden werden. Seit seinem Amtsantritt im Dezember informiert sich der neue Direktor Klaus Nickel gemeinsam mit seinen Leitungskräften bei dem Personal auch immer wieder über persönliche Interessen, Hobbys - und auch über möglicherweise bislang unbekannte Fähigkeiten oder Kenntnisse. Den Bewohnern und zahlreichen Angehörigen hat diese ungewöhnliche Recherche jetzt ein unterhaltsames Livekonzert beschert. Rund 70 Minuten lang lieferte der ausgebildete Sänger und Schauspieler Pablo Bottinelli im Garten der Einrichtung an der Zeppelinstraße im Zooviertel einen schwungvollen Auftritt ab. Der 43-Jährige arbeitet seit einem Jahr als Betreuungskraft in der Kursana Villa und präsentierte einen bunten Mix aus Volksliedern, Opernmelodien, aber auch moderne Stücke.
"Man muss doch die Qualitäten der Mitarbeiter nutzen", sagte Direktor Nickel nach dem Konzert und zahlreichen begeisterten Rückmeldungen der Bewohner. Zum Publikum hatten zuvor insgesamt 60 Menschen gezählt - darunter außer zahlreichen Bewohnern auch Angehörige und weitere Mitarbeiter. Sie waren - wie zurzeit alle Gäste vor dem Einlass - auf eine mögliche Corona-Infektion getestet worden. Die Angehörigen waren laut Direktor zuvor per Newsletter rechtzeitig über den geplanten Auftritt informiert worden. "Der Frühling naht und wir wollen die Zeit mit einem bunten Strauß Melodien genießen", hatte die Einrichtungsleitung angekündigt. Weil wegen der Corona-Gefahren derzeit kein Gesang in geschlossenen Räumen erlaubt sei, habe für das Konzert der Garten der Villa als Bühne gedient - auch unter der Einhaltung sämtlicher Hygienemaßnahmen und Abstandgebote.
Dass Bottinelli vor den Zuhörern auf den Balkonen und Terrassen sowie im Garten zuverlässig abliefern würde, darüber bestanden unter den Leitungskräften keine Zweifel. Sie wussten: "Er ist ausgebildeter Sänger und bereits bundesweit bei Musical-Produktionen beschäftigt gewesen", wie auch Direktor Nickel kürzlich erfahren hatte. Für Bottinelli war sein Auftritt als Künstler mit Pflegeausbildung auch eine willkommene Abwechslung: Er arbeitet seit etwa einem Jahr im Seniorenheim in Hannover, möchte aber langfristig auch wieder als Künstler tätig sein. "Zuletzt war ich als Nebendarsteller in einem Musical in Füssen tätig, aber meine Stimme war danach müde", erzählte Bottinelli nach seinem vielfach gelobten Auftritt . Deshalb habe er die Stelle in der Kursana Villa angenommen.
Dass er mit dem Job in der Pflegebranche ein zweites berufliches Standbein hat, ist laut Bottinelli nicht ungewöhnlich - auch wegen der wechselhaften und zeitweise schlechten Auftragslage für freie Künstler, gerade in Pandemie-Zeiten. "Im Durchschnitt leben freiberufliche Künstler von rund 1000 Euro pro Monat, deshalb ist es besser, einen weiteren Verdienst zu haben", sagte der 43-Jährige. Weil er ohnehin sehr an sozialem Engagement und vor allem auch am Umgang mit Demenzkranken interessiert sei, arbeite er nun auch in der Altenpflege. "Langfristig will ich beide Berufe nebeneinander ausüben", sagte Bottinelli.
Er ist mit seinem Diplom für Musiktheater schon weit herumgekommen: Nach seiner Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste in Essen trat Bottinelli auch schon in New York und Istanbul auf, hatte Engagements an den Stadttheatern in Essen und Bremen, war aber auch schon mit Tourneetheatern unterwegs. Usprünglich stammt der 43-Jährige aus Göttingen, lebte aber auch schon zehn Jahre lang in Köln - und nun in Hannover.
Für Kursana-Direktor Nickel war der Auftritt auch der Auftakt einer geplanten Kulturreihe mit Gastkünstlern. Die Einrichtung wolle die Bewohner künftig auch regelmäßig zu einer Singstunde einladen, kündigte Nickel an. Für den Mai sei am Muttertag bereits ein Konzert der Reihe „Klassik in der Klinik“ im Garten der Kursana Villa geplant. Am 20. Mai soll ein Hornistenquartett auftreten.Der lange Applaus nach dem Bottinelli-Konzert habe ihn als Direktor auch darin gestärkt, sich weiter nach verborgenen Talenten unter den Mitarbeitern umzuhören. "Vielleicht finde ich bald auch noch jemanden, der besonders gut tanzen kann", sagte Nickel augenzwinkernd. Mehr wolle er aber noch nicht verraten.
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